Renommierte palästinensische Fotografin bei israelischem Luftangriff getötet
- office16022
- 23. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Am 16. April tötete ein israelischer Luftangriff am frühen Morgen die renommierte palästinensische Fotografin Fatima Hassouna in ihrem Elternhaus in Gaza-Stadt. Erst am Vortag war der Dokumentarfilm „Put your soul on your hand and walk“ der im Exil lebenden iranischen Regisseurin Sepideh Farsi über Hassounas Arbeit in Gaza für das nächste Filmfestival in Cannes ausgewählt worden.
Als junge Fotojournalistin, die in Gaza lebte, wusste Fatima Hassouna, dass der Tod immer nahe war. Die letzten 18 Monate des Krieges verbrachte sie damit, Luftangriffe, die Zerstörung ihres Hauses, die endlosen Vertreibungen und die Ermordung von elf Familienmitgliedern zu dokumentieren.
„Wenn ich sterbe, möchte ich einen lauten Tod“, schrieb Hassouna in den sozialen Medien. „Ich möchte nicht nur eine Nachricht oder eine Nummer in einer Gruppe sein, ich wünsche mir einen Tod, den die Welt hören wird, eine Wirkung, die durch die Zeit hindurch bleibt, und ein zeitloses Bild, das nicht durch Zeit oder Ort begraben werden kann.“
Am Mittwoch, nur wenige Tage vor ihrer Hochzeit, wurde die 25-jährige Fotografin bei einem israelischen Luftangriff auf ihr Haus im nördlichen Gazastreifen getötet. Zehn weitere Mitglieder ihrer Familie, darunter ihre schwangere Schwester, wurden ebenfalls getötet.
Vor ihrem Tod bat Fatima Hassouna ihren Freund, den palästinensischen Dichter Haidar al-Ghazali, im Fall ihres Todes für ihre Grabinschrift verantwortlich zu sein. In seinem Nachruf auf Fatima schreibt er:
„Ich kann nicht glauben, dass sie gegangen ist. Ich denke immer wieder an unsere Gespräche, die nun eine neue Bedeutung bekommen haben. Ich habe eine Nachricht gefunden, in der sie zu mir sagt: „Bete zu Gott, dass ich dich hoch, hoch da oben sehe und meinen Kindern von dir erzähle und sage, sei wie Haidar.“
Ich starrte lange auf die beiden Worte „meine Kinder“ und sah eine Mutter, die ihrem Kind etwas über das Leben beibringt und Fotos von ihm macht - außergewöhnliche Fotos, von seinem Geburtstag, von seinen ersten Schritten. Fatima liebte es, Hände zu fotografieren, sie hätte also sicher ein Foto von seiner Hand in ihrer gemacht, auf der Straße gehend.
Ich starre auf die Worte „meine Kinder“ und stelle mir vor, wie die Luft erfüllt gewesen wäre von ihrem Lachen als Mutter, wie glücklich sie mit ihrem Verlobten gewesen war und mit all der Liebe, die der Genozid nun beendet hat. Ich stelle mir vor, wie Unrecht wir Fatima tun würden, wenn wir nicht an ihren Tod denken, mit all seiner Wucht, mit all seinen Wunden – mit all ihren Kindern, die nie kommen werden, und ihrer Liebe, die zerstört wurde –, wie Unrecht wir ihr tun würden, wenn wir nicht an ihren Tod als ein Massaker denken. Die israelische Besatzungsmacht hat Fatima und zehn ihrer Familienmitglieder getötet, weil sie geträumt hat, weil sie gelacht hat, weil sie real ist.
Fatima ist Teil einer Generation in Gaza, die sich vom Leben verabschiedete. Wir haben nie das Geräusch eines Flugzeugs gehört, es sei denn, es hat uns bombardiert. Wir sind nie gereist, es sei denn, wir haben die Augen geschlossen und auf das Meer hinausgeschaut. Unter uns sind Dichter und Künstler, Fotografen und Sänger. (...) Die Welt lässt uns im Stich, tötet den Traum in uns; wir schreiben Testamente, an die nicht einmal die Älteren in anderen Teilen der Welt nicht denken. Es ist, wie Fatima zu mir sagte:
„Vielleicht liegt unsere Erlösung, Haidar, darin, nicht gerettet zu werden.““

Comments