Save the Children hat in einem am 25. November 2024 erschienen Bericht festgehalten, dass sich schätzungsweise noch 130 000 Kinder unter zehn Jahren im Norden von Gaza befinden. Diese erhielten nun seit über 50 Tagen weder Wasser-, Lebensmittel- oder Medikamentenlieferungen:
„Seit mehr als sieben Wochen hatte auch Save the Children keinen Zugang mehr zum nördlichen Gazastreifen, um Lebensmittelpakete für 5.000 Familien sowie 725 Hygienesets und andere Hilfsgüter zu verteilen. Die medizinische Versorgung des Gebiets wurde ebenfalls eingestellt, und etwa 10 000 Kinder in Jabalia, Beit Lahiya und Beit Hanoun wurden von der jüngsten Polio-Impfkampagne überhaupt nicht erreicht. Das Kamal-Adwan-Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen, eines von zwei Krankenhäusern in der Region, die ohnehin nur eingeschränkt funktionsfähig sind, wird weiterhin von den israelischen Streitkräften angegriffen, die medizinischen Vorräte sind aufgebraucht."
Viele Familien sitzen im nördlichen Gazastreifen fest, weil sie nicht fliehen konnten, entweder wegen älterer oder behinderter Angehöriger oder aus Mangel an Ausweichmöglichkeiten in andere Teile des Gazastreifens. Eltern im nördlichen Gazastreifen haben Save the Children berichtet, dass sie sich „wie gelähmt“ fühlen und „keine Energie mehr in ihren Körpern haben“.
Nach Angaben von Save the Children tragen die Kinder die Hauptlast des Krieges in Gaza. Etwa 44 Prozent der von den israelischen Streitkräften getöteten Personen sind nach Angaben der UNO Kinder, wobei die größte Gruppe der getöteten Kinder zwischen 5 und 9 Jahren alt ist.
Ruba, eine Mutter von zwei Kindern von einer Partnerorganisation von Save the Children im nördlichen Gazastreifen, berichtet:
„Ich bin mit meinen Kindern unter permanenten Bomben, Raketen und Kugeln gefangen und kann nirgendwo hin. Meine Mutter ist gelähmt und ich kann sie nicht zurücklassen. Mein Bruder wurde getötet, mein Mann wurde verschleppt, ich weiß nicht, ob er noch am Leben ist. Unser Haus wurde über unseren Köpfen zerstört, wir haben wie durch ein Wunder überlebt. Ohne Nahrung, ohne sauberes Wasser und in ständiger Angst haben meine beiden Kinder Ausschläge bekommen, meine Tochter hat Blut im Stuhlgang, aber es gibt keine Medizin, keine Hilfe und ich kann absolut nichts tun. Sie weinen und fragen mich, warum wir nicht einfach fliehen können, warum ihr Vater nicht bei uns ist, warum wir nicht zu einem normalen Leben zurückkehren können.“
Jeremy Stoner, Regionaldirektor von Save the Children, richtet einen Appell an die Welt:
„Die Situation im nördlichen Gazastreifen ist für Menschen lebensgefährlich, und wir wissen, dass etwa 130.000 Kinder unter 10 Jahren unter diesen Bedingungen gefangen sind, ganz zu schweigen von den Tausenden von älteren Kindern und ihren Familien.
Der Krieg in Gaza ist ein Krieg gegen Kinder. Es gibt keinen einfacheren Weg, dies zu verdeutlichen, als einen Blick auf die Menschen zu werfen, die die Todeszahlen ausmachen – mehr als 4 von 10 verifizierten Toten in Gaza sind Kinder. Die meisten dieser Kinder sind zwischen 5 und 9 Jahre alt. Das sind Kinder, die lesen und Fahrrad fahren lernen sollten. Sie sollten nicht in Leichenhallen liegen.
Die humanitäre Hilfe für den Gazastreifen hat einen historischen Tiefpunkt erreicht, wobei die entsetzliche Situation im nördlichen Gazastreifen nur die Spitze eines schrecklichen Eisbergs ist. Der sichere Zugang für humanitäre Hilfe muss sofort gewährt werden, damit Nahrungsmittel, Wasser, Wintervorräte und medizinische Hilfe zu den Menschen gelangen können, die in der Todeszone im Norden eingeschlossen sind. Die internationale Gemeinschaft muss ihren Verpflichtungen nachkommen und dafür sorgen, dass dies geschieht. Ohne Zugang und einen Waffenstillstand verurteilen wir Kinder dazu, in der Hölle auf Erden zu sterben.“
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Originalbericht in englischer Sprache
Northern Gaza: 130,000 children under 10 deprived of food and medicine during 50 days of siege
Save the Children, 25.11.2024
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