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30. März 2022: Tag des Bodens – Yoom al Ard


„In diesem Jahr ist der Tag des Bodens so wichtig wie eh und je, denn er erinnert uns nicht nur an den palästinensischen Widerstand, sondern auch daran, dass die Beherrschung von Raum ein wesentlicher Aspekt des zionistischen Siedlerkolonialprojekts ist. In der Tat sind siedlungskoloniale Staaten auf der ganzen Welt in einem ständigen Prozess der Kolonisierung von immer mehr indigenem Land, während sie indigene Völker auf so wenig Raum wie möglich zusammenpressen.“

Yara Hawari, Journalistin[1]


Heute, am 30. März 2022, gedenken wir dem Tag des Bodens (arabisch Yoom al Ard).


Der Tag des Bodens am 30. März ehrt den unermüdlichen Widerstand des palästinensischen Volkes gegen den israelischen Siedlerkolonialismus, die militärische Besetzung und die Apartheid.


Er geht auf ein Ereignis im Norden Israels aus dem Jahr 1976 zurück. Bei Protesten gegen die Enteignung durch die israelische Regierung von 20,000 Dunum Land rund um palästinensische Dörfer in Galiläa wurden sechs israelische PalästinenserInnen, drei Männer und drei Frauen, erschossen und mehr als hundert PalästinserInnen verletzt. Jedes Jahr versammelte sich seither am 30. März die palästinensische Bevölkerung in Israel und in den besetzten palästinensischen Gebieten, um an diese Ereignisse zu erinnern und um auf Israels weiterhin andauernde Besatzung, Siedlerkolonialismus und Landannexion aufmerksam zu machen.


Der Tag des Bodens brachte eine signifikante Änderung in der Geschichte der in Israel lebenden PalästinenserInnen mit sich. Durch ihn wurden sie zu einer wahrnehmbaren politischen und sozialen Kraft, die nicht länger von Israel ignoriert werden konnte. Der Tag des Bodens verdeutlichte ihre palästinensische Identität und ihren politischen Kampf für Gerechtigkeit und Gleichheit sowie gegen Unterdrückung und Besatzung.[2]


Der Tag des Bodens ist auch im Jahr 2022 aktueller denn je – denn nach wie vor wird der israelische Siedlungsbau vorangetrieben, nach wie vor wird palästinensisches Land enteignet und der palästinensischen Bevölkerung somit nicht nur Grund und Boden, sondern auch wertvolle Ressourcen wie beispielsweise Wasser genommen. Wie jedes Jahr gelten unsere Gedanken am Tag des Bodens insbesondere auch den palästinensischen Beduinendörfern, die auch aktuell wieder von Enteignungen, Vertreibungen, Hauszerstörungen und Zwangsumsiedelung durch die israelische Regierung bedroht und betroffen sind.


Die israelische Siedlungspolitik gilt nicht nur als völkerrechtswidrig, sondern auch als eine der Haupthindernisse für einen gerechten Frieden. In mehr als fünf Jahrzehnten der Besatzung haben sich so über 196 von Israel angelegte Siedlungen im Westjordanland und Ostjerusalem auf palästinensischem Land entwickelt, hinzukommen über 200 Siedler-Außenposten. Heute leben über 750 000 israelische SiedlerInnen in Ostjerusalem und im Westjordanland. Das Vorantreiben des für den israelischen Staat lukrativen Siedlungsbaus geht immer einher mit der Enteignung von palästinensischem Land und betrifft vor allem fruchtbare Regionen in den palästinensischen Gebieten.


Nicht zuletzt ist die israelische Siedlungspolitik, wie auch von den drei Menschenrechtsorganisationen B’Tselem (Jänner 2021), Human Rights Watch (April 2021) und Amnesty International (Februar 2022) bestätigt, eng mit der israelischen Apartheidpolitik verknüpft, mit all ihren gravierenden Auswirkungen auf die palästinensische Zivilbevölkerung.


„Israels unerbittlicher Landraub und der Ausbau von Siedlungen stellen schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht dar“, so Botschafter Salah Abdel Shafi. „Solange die Welt jedoch immer noch die Augen davor verschließt, werden die Menschenrechte der Palästinenserinnen und Palästinenser weiterhin ungestraft mit Füßen getreten werden.“

[1] Palestine Land Day: A day to resist and remember—On Land Day, Palestinians demand once and for all that the international community pick the right side of history, Yara Hawari, Al-Jazeera, 30/3/2018 [2] Siehe auch Dr Marwan Darweish: The day of the land (31. März 2015, abrufbar unter http://www.middleeasteye.net/columns/day-land-2048207358)

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