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Anlässlich des 8. März – Tag der Frauen: Der Krieg gegen Gaza ist auch ein Krieg gegen Frauen

Der Krieg im Gazastreifen dauert nun seit fünf Monaten an. Daten von UN Women zeigen, dass die israelischen Angriffe palästinensische Frauen in Gaza in noch nie dagewesener Weise töten und verletzen.


Der Krieg gegen Gaza ist auch ein Krieg gegen Frauen:

  • Hunderttausende Frauen und Mädchen wurden vertrieben.

  • Mehr als 9000 Frauen wurden durch die israelischen Angriffe getötet. Diese Zahl ist laut ExpertInnen jedoch zu niedrig angesetzt, da noch immer viele Frauen unter den Trümmern ihrer Häuser begraben bzw. ihre Leichen noch nicht geborgen sind.

  • Jeden Tag werden im Durchschnitt 63 Frauen, davon 37 Mütter, durch israelische Angriffe in Gaza getötet. Über 17 000 Kinder in Gaza wurden bereits zu Halb- oder Vollwaisen, viele von ihnen sind auf sich allein gestellt.

  • Über 3000 Frauen wurden nach dem Tod ihres Ehemannes zu Witwen. 9 von 10 Frauen berichten, dass es für sie schwieriger ist, an Nahrungsmittel zu gelangen als für Männer. Einige Frauen greifen nun zu extremen Bewältigungsmechanismen, wie z. B. der Suche nach Lebensmitteln unter dem Schutt zerstörter Häuser oder in Müllcontainern.

Die Bevölkerung des Gazastreifens befindet sich inmitten einer humanitären Katastrophe epischen Ausmaßes. Nach Angaben des Welternährungsprogramms sind bereits vier von fünf Einwohnern des Gazastreifens von Hunger und Hungersnot bedroht. Nach offiziellen Angaben aus Krankenhäusern sind bisher 18 Kinder verhungert, die Dunkelziffer an Menschen (insbesondere Kinder unter zwei Jahren und Alten), die bereits an Hunger und/oder Dehydrierung gestorben sind, wird weitaus höher eingeschätzt.


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass es im Gazastreifen rund 52 000 schwangere Frauen gibt, die nach Angaben der Organisation aufgrund des Zusammenbruchs des Gesundheitssystems und inmitten des anhaltenden Krieges extrem gefährdet sind. Die Sorgen gehen über den Akt der Geburt hinaus und betreffen auch andere Herausforderungen, wie beispielsweise das Überleben der Kinder nach der Geburt. Mütter können oftmals ihre Kinder nicht stillen, da bei ihnen die körpereigene Milchproduktion durch Dehydrierung und Nahrungsentzug aussetzt. Milchpulver ist nur spärlich vorhanden und außerordentlich teuer, ein noch größeres Problem ist jedoch, sauberes Trinkwasser für die Herstellung eines Fläschchens, das die Muttermilch ersetzen kann, zu finden.


Im vergangenen Monat gaben die Vereinten Nationen bekannt, dass von den 36 Krankenhäusern, die vor den israelischen Angriffen auf Gaza in Betrieb waren, nur noch 12 (wenn auch eingeschränkt) „betriebsbereit“ sind.


Das Emirati-Entbindungskrankenhaus in Rafah verfügt nur noch über 5 Entbindungsräume. Bereits seit November müssen Kaiserschnitte oftmals ohne Anästhesie vorgenommen werden. In der Stadt Rafah leben rund 1,5 Millionen Menschen auf der Flucht, darunter viele schwanger Frauen.


Tess Ingram von UNICEF besuchte zwei Spitäler in Rafah und berichtete in einem Interview über die Situation von Frauen nach der Geburt:

Aufgrund des Personalmangels im Vergleich zum enormen Bedarf werden Frauen nach einem Kaiserschnitt für eine kurze Zeit, vielleicht ein oder zwei Stunden, in ein Bett gelegt, bevor sie auf einen Stuhl gesetzt werden, weil sie das Bett für jemand anderen brauchen, und dann innerhalb von drei Stunden entlassen werden, es sei denn, es besteht die dringende Notwendigkeit, dass sie im Krankenhaus bleiben. So gehen Mütter Stunden nach einer schweren Kaiserschnittoperation mit einem Neugeborenen in vielen Fällen zurück auf die Straße. Wir sprechen von vertriebenen Frauen, die in notdürftige Unterkünfte aus Planen und Decken auf die Straßen von Gaza zurückkehren, wo sie nicht nur durch die Bombardierungen bedroht sind, sondern auch keine grundlegenden Dinge wie sauberes Wasser oder Lebensmittel oder sogar Kleidung für das Baby haben. Ich traf eine Mutter, die ihr neugeborenes Baby zurück in ihr Zelt brachte, und das Baby hatte keine Kleidung.



"Wer wird mich von nun an Mutter nennen? Wer wird mich Mutter nennen?"


Das Schicksal von Rania Abu Anza


Es dauerte 10 Jahre und drei In-vitro-Fertilisationen, bis Rania Abu Anza schwanger wurde, und nur Sekunden, bis sie ihre fünf Monate alten Zwillinge, einen Jungen und ein Mädchen, verlor.


Bei einem israelischen Angriff auf das Haus ihrer Großfamilie in Rafah am vergangenen Samstag kamen ihre Kinder, ihr Ehemann und elf weitere Verwandte ums Leben, neun weitere werden unter den Trümmern vermisst, wie Überlebende und örtliche Gesundheitsbeamte berichteten.


Rania Abu Anza war gegen 22 Uhr aufgewacht, um ihren Jungen Naeim zu stillen, und schlief wieder ein, mit ihm auf dem einen und dem Mädchen Wissam auf dem anderen Arm. Ihr Ehemann schlief neben ihnen.


Eineinhalb Stunden später kam die Explosion. Das Haus stürzte ein. Abu Anza schrie um ihre Kinder und ihren Ehemann, aber sie waren bereits tot.


Rania und ihr Mann Wissam, beide 29, hatten zehn Jahre lang versucht, schwanger zu werden. Zwei IVF-Behandlungen waren fehlgeschlagen, aber nach einer dritten erfuhr sie Anfang letzten Jahres, dass sie schwanger war. Die Zwillinge wurden am 13. Oktober, kurz nach Ausbruch des Krieges auf Gaza, geboren.


Ihr Mann, ein Tagelöhner, war so stolz, dass er darauf bestand, seine Tochter nach sich selbst zu benennen.


Von den 14 Menschen, die in dem Haus von Abu Anza getötet wurden, waren sechs Kinder und vier Frauen, so Dr. Marwan al-Hams, Leiter des Krankenhauses, in das die Leichen gebracht wurden. Neben ihrem Ehemann und ihren Kindern hat Rania auch eine Schwester, einen Neffen, eine schwangere Cousine und andere Verwandte verloren.




Alle Informationen entnommen aus:

 


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