top of page

Leben und Körper, die für immer von der vom israelischen Staat unterstützten Gewalt der Siedler gezeichnet sind

  • office16022
  • vor 2 Tagen
  • 19 Min. Lesezeit

Während bestimmte Gebiete des besetzten Westjordanlands einst als relativ sicher galten, so sind heute alle palästinensischen Gemeinden, Olivenhaine, Felder und Städte Angriffen ausgesetzt. Jede Begegnung mit israelischen Siedlern – insbesondere in der Nähe von seit Kriegsbeginn errichteten Außenposten – kann innerhalb von Sekunden gewalttätig werden. Die Anwesenheit internationaler oder israelischer Aktivist*innen, die einst eine bescheidene Abschreckung darstellte, bietet heute kaum noch Schutz. Niemand ist vor Angriffen sicher: weder ältere Menschen, noch Frauen oder Kinder, ja nicht einmal Säuglinge.

 

Von Oren Ziv, +972Mag in Kooperation mit Local Call, 11. November 2025

 

(Originalbeitrag in englischer Sprache und mit dazugehörendem Fotomaterial)

 

Nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) haben israelische Siedler seit dem 7. Oktober 2023 33 Palästinenser*innen im Westjordanland getötet und mehr als 1 400 weitere verletzt. Im Oktober 2025 gab es über 260 Angriffe, durchschnittlich acht pro Tag – die höchste monatliche Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen durch OCHA im Jahr 2006.

Die diesjährige Olivenernte war die gewalttätigste der letzten Jahre: Es wurden 167 Übergriffe dokumentiert, bei denen mehr als 150 Palästinenser*innen verletzt und mehr als 5 700 Bäume und Setzlinge in 87 Dörfern zerstört wurden. In der vergangenen Woche haben israelische Siedler palästinensisches Eigentum, Felder und sogar eine Moschee in Brand gesteckt, woraufhin die israelische Polizei mehrere Festnahmen vornahm und Armeeangehörige eine seltene Rüge aussprachen.

Der Begriff „Gewalt durch Siedler” kann jedoch irreführend sein. In den letzten Jahren und insbesondere seit Beginn des Völkermords in Gaza agieren israelische Siedler im Westjordanland in nahezu vollständiger Symbiose mit der Armee und den staatlichen Behörden. Indem der Begriff suggeriert, dass Siedler Einzelgänger sind, verschleiert er die zentrale Rolle des Staates bei der Kolonisierung des Westjordanlands und ermöglicht es israelischen Politiker*innen, der Armee und der Öffentlichkeit, solche Gewalt als das Werk „einer Handvoll Extremisten” abzutun.

Die Koordination zwischen Siedlern und staatlichen Behörden ist oft offensichtlich. Im Mai beispielsweise zerstörten israelische Streitkräfte fast das gesamte Dorf Khalet Al-Daba in Masafer Yatta. Kurz darauf starteten Siedler aus einem nahe gelegenen Außenposten eine Welle der Gewalt, die im September in einem Angriff gipfelte, bei dem Frauen und Kleinkinder verletzt wurden. Kaum eine Woche später wurden die letzten verbliebenen Gebäude von den israelischen Behörden zerstört.

In einer solchen Realität ist es fast unmöglich, zwischen den Handlungen israelischer Siedler, Soldaten und Polizisten zu unterscheiden, die oft nicht zum Schutz der Palästinenser*innen vor Ort sind, sondern um sie zu verhaften, und zwar ausnahmslos aufgrund falscher Beschwerden von Siedlern.

Diese Eskalation ist kein Zufall, sondern Teil eines gezielten Mechanismus, der darauf abzielt, die Palästinenser*innen von ihrem Land zu vertreiben. Mit der Unterstützung und oft direkten Koordination von Armee und Polizei hat die Gewalt der Siedler in den letzten Monaten bereits Dutzende von Gemeinden von der Landkarte getilgt.

Für diesen Fotoessay habe ich 14 Zeug*innenaussagen von Opfern dieser Gewalt im Westjordanland gesammelt – hauptsächlich von Palästinenser*innen, aber auch von israelischen Aktivist*innen. Viele wurden von maskierten Siedlern mit Knüppeln geschlagen, andere wurden angeschossen, mit Steinen beworfen oder in ihren Häusern oder auf ihren Feldern angegriffen und konnten sich glücklich schätzen, wenn sie mit nur leichten Verletzungen davonkamen.

Die meisten der fotografierten Personen leben in Dörfern, die heute von Siedlungen umgeben sind. Einige wurden bereits aus ihren Häusern vertrieben, andere sind weiterhin Angriffen ausgesetzt, wobei ihre Verletzungen nur ein Teil einer anhaltenden Kampagne der Schikanierung durch israelische Streitkräfte und Siedler sind.

Ein Sprecher der israelischen Armee erklärte gegenüber dem +972 Magazine, dass „die israelische Armee jede Form von Gewalt, die Kommandeure und Soldaten von ihrer Mission – Verteidigung und Terrorismusbekämpfung – ablenkt, aufs Schärfste verurteilt. Alle Vorfälle wurden zur weiteren Bearbeitung an die israelische Polizei weitergeleitet.“

Bis heute wurde jedoch keine einzige Anklage im Zusammenhang mit diesen Angriffen erhoben. Die israelische Polizei reagierte nicht auf unsere Bitte um Stellungnahme.

 

Mohammed Da’amin, 43, seine Frau Wafa, 30, und ihre Kinder Ahmad, 4, Saddam, 1, und Omri, 6 Monate, in As-Samu’, Soth Hebron Hills

Ende Oktober drangen maskierte Siedler in das kleine Haus der Familie Da'amin ein, besprühten die Familie mit Pfefferspray und Tränengas, schlugen sie und töteten ihre Schafe.

„Es war gegen 14:15 Uhr“, erinnert sich Mohammed Da'amin. „Eine Gruppe von Siedlern kam aus Richtung Susya – acht oder neun Männer. Sie kamen, während ich betete; sie kamen ohne Vorwarnung. Sie fingen an, mein Auto zu zertrümmern, dann brachen sie die Haustür auf und zerschlugen die Fenster. Sie brachten Gaskanister mit und warfen sie durch ein zerbrochenes Fenster ins Haus.“

Die Familie hatte keine Zeit zu reagieren. „Das Haus ist klein und die Fenster waren geschlossen – es gab keine Belüftung“, erklärt Da’amin. „Saddam und die anderen wurden ohnmächtig, weil sie das Gas eingeatmet hatten.“ Zwei Stunden später traf die Polizei ein und nahm die Kanister mit.

„Nachdem sie diese brutale Tat begangen hatten, machten sich die Siedler über meine zwölf Schafe her“, fuhr Da’amin fort. „Sie schleppten sie weg, schlugen sie mit Steinen, Knüppeln und Eisenstangen und stachen ihnen mit Messern in die Augen. Dann zerstörten sie die Außenüberwachungskameras, zündeten die Heuhaufen im Freien an und leerten den Wassertank auf dem Dach. Der gesamte Angriff dauerte etwa 12 bis 13 Minuten. Sie hatten einen Plan – jeder wusste genau, was zu tun war.“

Zwei seiner Kinder verloren das Bewusstsein und mussten ins Krankenhaus gebracht werden. „Unser Baby hat immer noch Atembeschwerden, weil es so viel Gas eingeatmet hat“, berichtet Da’amin. „Jetzt weinen die Kinder, wenn sie nachts draußen Bewegungen sehen, und sie wachen schreiend auf. Sie werden nie vergessen, was sie gesehen haben.“

Seit Beginn des Krieges haben Siedler wiederholt das Haus aufgesucht. Einer konfrontierte Da'amin direkt: „Er sagte mir, ich solle meine Kinder nehmen und gehen. Ich antwortete ihm: ‚Das ist mein Land – es ist im Grundbuch eingetragen. Wie könnte ich es verlassen?‘“

 

Saeed Mohammad Ibrahim Rabah, 60, in Al-Rakeez, Masafer Yatta

„Ich bin etwa anderthalb Kilometer von hier geboren und lebe seit 2010 an diesem Ort“, erzählt Rabah. „Anfangs war es relativ ruhig. Die Siedler fuhren mit ihren Autos vorbei – wir sprachen nicht mit ihnen und sie sprachen nicht mit uns. Aber vor etwa zweieinhalb Jahren kamen neue Siedler, und dann begannen die Probleme. Während des Krieges wurde es nur noch schlimmer.“

Im April wurde Rabah angeschossen, als er versuchte, einen Angriff von Siedlern im Dorf zu filmen. „Einer von ihnen stürzte sich auf mich, schlug mich zu Boden und versuchte, mir mein Handy wegzunehmen“, berichtet er. „Dann griffen drei von ihnen meinen Sohn an. Ich konnte nicht einfach tatenlos zusehen - ich versuchte, ihn zu beschützen, aber ein Siedler packte mich am Arm, während ein anderer zwei Schüsse in die Luft abgab und mir dann ins Bein schoss.“

Rabah fiel blutend zu Boden. „Meine Tochter rannte weinend zu mir. Eine Amerikanerin in der Nähe filmte das Geschehen. Es dauerte 37 Minuten, bis der Krankenwagen eintraf. Ich versuchte, die Blutung zu stoppen, und betete.“

Er wurde in das Soroka Medical Center in der israelischen Stadt Be’er Sheva gebracht, wo Ärzte ihm das Bein amputierten. „Ich war fast zwei Tage lang ohne Bewusstsein“, sagt er. „Als ich aufwachte, sagte mir ein arabischer Arzt, dass sie amputieren mussten. Bis zu diesem Moment hatte ich nicht realisiert, dass mein Bein weg war – ich war am Boden zerstört.“

Er hat mehrere Beschwerden gegen die Siedler eingereicht, aber keine davon hat zu einer Anklage geführt. „Sie behaupteten, ich hätte sie angegriffen, aber das Video zeigt eindeutig, dass sie die Angreifer waren“, sagt er. „Ohne dieses Filmmaterial hätte das Gericht ihnen geglaubt.“

„Vor all dem habe ich gearbeitet und für meine Familie gesorgt“, fährt Rabah fort. „Jetzt kann ich das nicht mehr. Mein 15-jähriger Sohn, der den Angriff miterlebt hat, weint immer noch und leidet. Sie sagen, die Palästinenser*innen seien die Gewalttätigen, aber es sind die Siedler, die uns Gewalt antun.“

 

Zainab Ali Al-Dababseh, 34, mit ihrem Sohn Izz Al-Din, 7, in Khalet al-Daba, Masafer Yatta

Am 5. September griffen Siedler das Haus von Zainab Al-Dababseh an, während sie und ihre fünf Kinder – darunter ein Baby – schliefen. Auch ihr Mann, der sich in einem nahe gelegenen Gebäude befand, wurde geschlagen. Wochen später rissen israelische Behörden ihr Haus ab.

„Gegen Mitternacht drangen Siedler in unser Zimmer ein – es ist etwa vier mal vier Meter groß“, sagte Al-Dababseh aus. „Bevor sie hereinkamen, sprühten sie Gas durch die Fenster und brachen dann die Tür auf, während wir schliefen. Sie schlugen mich und meine ganze Familie, einschließlich meines dreieinhalb Monate alten Babys. Sie schlugen sie mit einem Stock und sprühten Gas direkt auf sie. Ich versuchte, mich mit meinen Händen zu schützen, und sie brachen mir beide Handgelenke.“

Al-Dababseh erlitt mehrere Brüche, und ihre Kinder wurden ins Krankenhaus eingeliefert, eines davon auf die Intensivstation mit einer Kopfverletzung, die mit 17 Stichen genäht werden mussten. „Eine meiner Töchter zog ihr Bett vor sich, und ich legte mich über sie und bedeckte sie mit meinem Körper“, erzählt sie. „Ich sagte: ‚Vielleicht werden wir sterben – wir sprechen unsere letzten Gebete.‘ Dann verlor ich das Bewusstsein.“

„Ich sehe immer noch vor mir, was passiert ist, als würde es gerade geschehen“, fuhr Al-Dababseh fort. „Meine Kinder und ich haben immer noch Angst. Ich sage ihnen: ‚Geht wieder zur Schule‘, aber sie haben Angst vor den Siedlern.“

Laut Al-Dababseh kam die Armee nur wenige Tage vor dem Angriff mit Siedlern in das Dorf und warnte die Palästinenser*innen, sich nicht einzumischen. Aber nach dem Angriff, als die israelische Polizei eintraf, „baten wir um medizinische Hilfe, und sie sagten uns: ‚Ihr seid Tiere, ihr könnt euch nicht verteidigen.‘“

 

Fatma Abu Naim, 32, in Al-Khalail, Ramallah

Im Mai 2025 griffen Siedler Fatma Abu Naim in der Nähe ihres Hauses im abgelegenen Hirtendorf Al-Khalail an. Die Schikanen hatten jedoch bereits anderthalb Jahre zuvor begonnen, als Siedler und Soldaten versuchten, die Dorfbewohner*innen von ihrem Land zu vertreiben. „Die Siedler schlugen in der Nähe ein Zelt auf und kamen mehr als ein Jahr lang fast täglich mit Traktoren, fuhren durch unsere Schafherden und drangen sogar in unsere Häuser ein, nur um uns zum Verlassen zu zwingen“, erinnert sie sich.

Die Siedler seien oft als Soldaten verkleidet gekommen und hätten israelische Kinder mitgebracht, damit sie behaupten konnten, die Palästinenser*innen würden sie bedrohen, wenn es zu Gewaltausbrüchen käme. „Manchmal beschuldigten sie uns, ihre Schafe gestohlen zu haben“, berichtet Abu Naim. „Ein anderes Mal verlangten sie, unsere zu nehmen.“

Am 15. Mai drangen Siedler mit Geländefahrzeugen in das Dorf ein, und mehrere brachen in das Haus von Abu Naims Nachbar ein. Ein anderer griff Abu Naim selbst an. „Der Siedler, der mich schlug, kam mit einem bewaffneten Mann an seiner Seite. Sie nahmen mich fest und zwangen mich, eine Aussage bei der Polizei zu machen. Ich sagte aus, dass ich mich verteidigt hatte – was mich wirklich rettete, war, dass die Solidaritätsaktivist*innen ein vollständiges Video vorlegten, das zeigte, dass ich mich verteidigte und nicht angriff.“

Abu Naim wurde festgenommen und zur Polizeistation Binyamin gebracht. Nachdem sie mitten in der Nacht ohne Gerichtsverhandlung freigelassen worden war, sagte Abu Naim, sie vertraue dem Rechtssystem nicht mehr.

„Selbst wenn sie gefilmt werden, verhalten sich die Siedler gewalttätig, weil sie wissen, dass die Armee auf ihrer Seite steht“, erklärt sie. „Wenn man sich verteidigt, wird man angeklagt. Wenn man es nicht tut, wird man verletzt. Es gibt keine Gerechtigkeit. Das Gesetz schützt uns nicht.“

Dennoch besteht Abu Naim darauf, dass ihre Dorf nicht aufgibt. „Selbst unter ständiger Angst gehen die Dorfbewohner*innen ihrem täglichen Leben nach. Kinder gehen zur Schule, Familien versorgen ihre Tiere, und die landwirtschaftliche Arbeit wird trotz der Risiken fortgesetzt. Freiwillige spielen hier eine wichtige Rolle – sie beobachten, schützen und bezeugen. Ihre Anwesenheit trägt dazu bei, eine Eskalation zu verhindern.“

 

Suleiman Musa Melihat, 40, in Al-Mu’arrajat, Jordan Valley

Vor sieben Jahren wurde Suleiman Melihat beim Hüten seiner Schafe von Siedlern angeschossen, wodurch ihm ein Bein amputiert werden musste. Im Juli dieses Jahres griffen Siedler ihn erneut an, überfielen sein Haus und vertrieben seine Familie und ihre Nachbar*innen. Sie leben nun in einem offenen Gebiet in der Nähe von Al-Auja.

„Unser Land ist weitläufig und offen, und lange Zeit war alles in Ordnung“, sagt Melihat. „Aber in den letzten Jahren haben die Siedler auf dem Hügel begonnen, Druck auf unser Gebiet und seine Bewohner*innen auszuüben.“

Er erinnert sich noch genau an den Tag, an dem er angeschossen wurde – den 17. Februar 2018. Melihat hütete gerade seine Schafe, als plötzlich zwei maskierte Männer auftauchten. „Einer verspottete mich auf Hebräisch, dann behauptete er, meine Schafe gehörten ihm und versuchte, sie mitzunehmen. Ich wehrte mich, obwohl ich kein Hebräisch kann.“

„Aus kurzer Entfernung schoss er zweimal auf mich“, fährt Melihat fort. „Mein Bruder, der bei einer anderen Herde war, half mir auf einen Esel. Er zog sein Hemd aus und band es um mein Bein. Ich war halb bewusstlos.“

Nach wochenlangem Krankenhausaufenthalt halfen ihm Freiwillige, eine Beinprothese zu bekommen. Aber die Schikanen hörten nie auf. „Die Siedler schränken die Weideflächen immer weiter ein und stehlen Tiere“, erklärt er. „Langsam zermürben sie deine Seele. Das Leben macht keine Freude mehr – es ist kein richtiges Leben mehr.“

In diesem Jahr plünderten Siedler sein Haus und stahlen 2.000 Dinar und 4.000 NIS (über 1.200 Dollar), während Soldaten „dabei saßen und mit ihnen Kaffee tranken“.

„Jetzt leben alle woanders, die Gemeinschaft gibt es nicht mehr. Nur ein Haus ist noch übrig, das als kleiner Treffpunkt dient. Wenn die [Siedler] weggehen, kehren wir zurück – zu unseren Erinnerungen, unseren Häusern, unserem Land. Solange sie da sind, ist es nicht sicher.“

 

Afaf Abu Alia, 53, in Al-Mughayyir, Ramallah

Während der diesjährigen Olivenernte wurde Afaf Abu Alia in der Nähe von Turmus Ayya von einem Siedler geschlagen. Der Vorfall wurde vom amerikanischen Journalisten Jasper Nathaniel gefilmt und fand weltweit Beachtung in den Medien.

„Ich hatte gerade einen Baum abgeerntet, als Siedler aus einem nahe gelegenen Außenposten auf uns zukamen“, berichtete sie. „Wir ließen das Auto meines Bruders mit all unseren Habseligkeiten zurück und rannten los, als die Siedler näher kamen.“

Die Siedler erreichten zusammen mit Soldaten und einem Sicherheitsbeamten der Siedlung das Auto aus der entgegengesetzten Richtung. „Wir stellten fest, dass die Siedler alle vier Reifen zerstochen hatten. Wir versuchten, unsere Sachen zu holen, aber dann kamen die Soldaten, nahmen meinen Bruder fest und feuerten Tränengas auf uns“, erinnert sich Abu Alia.

Sie würgte vom Gas und versuchte, sich unter einem Baum in Sicherheit zu bringen. „Plötzlich sah ich Siedler auf mich zulaufen. Ich versuchte zu fliehen, aber einer von ihnen erreichte mich und schlug mir mit einem Knüppel auf Kopf und Arm.“ Abu Alia wurde in ein Krankenhaus in Ramallah gebracht und verbrachte eine Nacht auf der Intensivstation mit einer Hirnblutung und Kopfverletzungen, die mit 18 Stichen genäht werden mussten.

Am 9. November wurde der israelische Siedler Ariel Dahari wegen des Verdachts der Körperverletzung an Abu Alia festgenommen; die Dutzenden anderen Siedler, die an dem Angriff in der Nähe von Turmus Ayya beteiligt waren, blieben ungestraft.

 

Omar Melihat, 14, in Maghayer Al-Dir, Jordantal

Im Mai, als Siedler die Bewohner von Maghayer Al-Dir – einem der letzten palästinensischen Dörfer im Jordantal – vertrieben, schlugen sie Omar Melihat mit Knüppeln und Steinen und verletzten ihn am Kopf. Seine Familie lebt nun am Rande von Taybeh.

„Ich sah, wie sie Menschen schlugen und auf uns schossen – es sah aus, als wollten sie uns töten. Als wir sahen, dass sie weitere Siedler herbeiriefen, rannten wir alle weg.“

Als Melihat und seine Verwandten versuchten, durch das benachbarte Tal zu fliehen, umzingelten sie die Siedler. „Sie warfen Steine auf uns, befahlen uns, uns auf den Boden zu setzen, und schlugen uns dann, ohne uns aufstehen zu lassen“, erinnert er sich. „Ich verlor für zwei oder drei Minuten das Bewusstsein, und Blut lief mir über den Kopf.“

Einige Angreifer trugen Masken. Einer trug eine israelische Militäruniform. „Sie sagten uns: ‚Nur wir werden hier sein. Die Armee und die Polizei können euch nicht schützen.‘ Sie sagten uns, wenn wir ins Dorf zurückkehren, würden sie uns in unseren Häusern töten – dass die Aktivist*innen uns nicht schützen könnten.“

Schließlich trafen israelische Soldaten ein und leisteten Erste Hilfe, bevor ein palästinensischer Krankenwagen Melihat nach Ramallah brachte.

 

Nika, 26, and Lisa, 28, in Al-Sidra, östlich von Ramallah

Nika und Lisa, israelische Aktivistinnen für Schutzpräsenz, wurden im Oktober in Al-Sidra von maskierten israelischen Siedlern angegriffen, die sechs Häuser in Brand setzten. Nika wurde mit inneren Blutungen ins Krankenhaus eingeliefert; Lisa erlitt einen Handbruch und Kopfverletzungen.

„Wir waren in der Beduinengemeinde in der Nähe von Mukhmas, als wir erfuhren, dass in der nahe gelegenen Stadt etwas vor sich ging“, erinnert sich Nika. „Wir wussten, dass die Polizei über den Vorfall informiert und die Armee unterwegs war, also dachten wir, dass alles unter Kontrolle sei, und machten uns auf den Rückweg – doch dann erhielten wir die Nachricht, dass Siedler in Richtung des Gebiets kamen. Als wir zurückkamen, sahen wir, wie Siedler den Hügel herunterkamen und Steine auf das Auto [von Rabbi Arik Ascherman] warfen und die Scheiben zerbrachen.“ Dann wandten sich die Siedler den beiden zu.

„Sie überquerten den Zaun, der sechs Häuser umgab, und wir waren auf dem Gelände gefangen. Sie fingen an, Steine zu werfen. Eine der Aktivistinnen beschloss, durchzubrechen und zum Auto zu rennen, sie wurde von Steinen getroffen, brach sich die Hand und wurde am Kopf getroffen, aber sie schaffte es, zu entkommen“, erzählt Nika.

Nika versuchte, in die andere Richtung zu rennen, aber sie war umzingelt. „Ich wurde von mehreren Steinen getroffen. Ich lief in ein Haus – sie zerschlugen das Fenster. Ich rannte wieder hinaus, aber nachdem ich so oft getroffen worden war, hatte ich keine Kraft mehr. Ich kehrte zurück ins Haus und sank hinter der Tür zu Boden.“ Sie versuchte erneut, die Polizei anzurufen, aber die Siedler fanden sie, bevor sie dies tun konnte. „Einer von ihnen sprang gegen die Tür, brach sie auf, schlug mich und befahl mir, hinauszugehen. Ich ging mit erhobenen Händen nach draußen. Sie begannen, mich mit Stöcken und Steinen zu schlagen“, fährt sie fort. „Derjenige, der mich herausgeholt hatte, sagte: ‚Wenn du das nächste Mal zurückkommst, wirst du sterben.‘ Blut floss aus meinem Kopf. Als ich hinfiel, rief einer von ihnen: ‚Sie ist verletzt!‘, und sie gingen weg.“

In einer nahe gelegenen Klinik fotografierten Soldaten sie und verspotteten sie. „Sie sagten: ‚Wer seid ihr überhaupt?‘, und ich antwortete: ‚Wir sind Aktivistinnen.‘ ‚Aktivistinnen? Ihr meint Terroristinnen‘, sagte einer der Soldaten.“

 

Ahmad Hathaleen, 30, in Umm Al-Khair, Masafer Yatta

Im Juli betrat der israelische Siedler Yinon Levi in Begleitung eines Baggerfahrers, der versuchte, Hathaleen zu überfahren und ihn mit dem Arm des Baggers am Kopf traf, privates palästinensisches Land in Umm Al-Khair. Wenige Minuten später erschoss Yinon Levi Hathaleens Cousin, den Aktivisten und +972-Mitarbeiter Awdah Hathaleen.

„[Der Bagger] begann, über das Land der Menschen zu fahren – Privatbesitz, den sogar die Zivilverwaltung anerkennt“, erinnert sich Hathaleen. „Ich ging hin und stellte mich neben den Bagger, um ihn aufzuhalten. Er kam bis auf 10 Zentimeter an mich heran und schlug mir mit dem Arm des Baggers gegen den Kopf.“

Hathaleen verlor das Bewusstsein und erfuhr erst nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus, dass sein Cousin getötet worden war. „Am nächsten Tag traf zu unserem Entsetzen die Zivilverwaltung [der bürokratische Arm der Besatzungsmacht] mit der Armee ein und erließ Abrissverfügungen für 14 Häuser, darunter das Gemeindezentrum des Dorfes.“

Wenn die Abrissarbeiten durchgeführt werden, sagt er, „wird das eine Katastrophe sein. In diesen 14 Häusern leben etwa 100 Menschen. Sie können nirgendwo anders hingehen. Das ist ein Prozess der ethnischen Säuberung, der darauf abzielt, die palästinensischen Bewohner*innen von Umm Al-Khair zu vertreiben und durch israelische Siedler zu ersetzen. In Umm Al-Khair gibt es keine Sicherheit mehr, insbesondere nach der Ermordung von Awdah“, fährt Hathaleen fort. „Er wurde im Gemeindezentrum getötet, das nach internationalem Recht geschützt sein sollte, da es auch als Spielplatz für Kinder und als Klinik dient. Wir alle erinnern uns daran, dass [der israelische Minister für nationale Sicherheit, Itamar] Ben Gvir seit Beginn des Gaza-Krieges rund 200.000 Waffenscheine ausgestellt hat, Waffen, die gegen die unbewaffnete palästinensische Bevölkerung gerichtet werden – gegen Kinder, Bauern, Zivilist*innen, unschuldige Menschen.“

 

Issam Rimawi, 42, in Al-Mughayyir, Ramallah

Rimawi, ein Fotojournalist, wurde im Mai von Siedlern bewusstlos geschlagen, als er über die Weizenernte zwischen Al-Mughayyir und Khirbat Abu Falah berichtete – einem Gebiet, das Siedler aus dem illegalen Außenposten Or Nachman zu erobern versuchen.

Als die Siedler Palästinenser*innen angriffen, die versuchten, sie zurückzudrängen, traf die Armee ein. „Ich dachte, es sei sicherer, zu gehen, und ging zu meinem Auto, das ich aus Sicherheitsgründen weit entfernt geparkt hatte“, erinnert sich Rimawi. „Dann kamen zwei Siedler mit Knüppeln und begannen, mich zu schlagen. Ich versuchte, sie mit meiner Kamera abzuwehren“, fährt er fort. „Sie schlugen auf meine Tasche ein, zerbrachen mein iPhone, schlugen mir dann auf den Hinterkopf und ich verlor das Bewusstsein. Anscheinend dachten sie, ich sei tot, und gingen weg.“ Er wurde eine Woche lang ins Krankenhaus eingeliefert und war monatelang arbeitsunfähig.

 

Jonathan Pollak, 43, in Al-Mazra’a A-Sharqiyyeh, Ramallah

Pollak, ein israelischer antizionistischer Aktivist, war im Juli Zeuge eines brutalen Angriffs von Siedlern in Al-Mazra’a A-Sharqiyyeh. Als er versuchte, einem Verletzten zu helfen, begannen israelische Siedler, die mit Polizeiknüppeln bewaffnet waren, auf ihn einzuschlagen. Kurz darauf verhafteten Soldaten ihn und den palästinensischen Jugendlichen, der ihm geholfen hatte, anstatt die Angreifer.

„Sie sahen, wie die Siedler uns angriffen, und verhafteten dann uns“, berichtet Pollak. „Während wir festgehalten wurden, stiegen die Siedler in ihre Autos und fuhren direkt vor den Augen der Soldaten in Richtung Dorf. Im Nachhinein weiß ich jetzt, dass dies der Beginn des Lynchmords war – und dass jeder Israeli dort seine Rolle in diesem Getriebe spielte. Die Siedler waren diejenigen, die mit den Knüppeln zuschlugen, aber die Armee spielte eine ebenso aktive Rolle bei der Tötung.“

Bei dem Angriff wurde der 20-jährige palästinensisch-amerikanische Sayfollah Musallet zu Tode geprügelt, und der 23-jährige Mohammad Razek Hussein Al-Shalabi wurde von Siedlern erschossen; seine Leiche wurde später in einem nahe gelegenen Olivenhain gefunden.

„Die Leute sprechen gerne von ‚extremistischen Siedlern‘, um sich selbst zu entlasten“, fährt Pollack fort. „Aber israelische Zivilist*innen, Soldat*innen, Polizist*innen – sie alle sind Finger derselben eisernen Faust der israelischen Politik der ethnischen Säuberung.“

Nur wenige Monate später, am 8. November, wurde Pollack mit Verletzungen am Hals ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem Siedler während der Olivenernte in Beita Steine auf ihn geworfen und dabei 13 weitere Menschen verletzt hatten.

 

Ahmad Qaid, 15, in Deir Dibwan, Ramallah

Im Juni wurde Qaid bei einem Angriff von Siedlern auf Deir Dibwan, bei dem Autos und Zelte in Brand gesteckt wurden, von einem Stein getroffen. „Wir waren mit unseren Schafen dort und ließen sie weiden, als [die Siedler] anfingen, uns zu verfolgen und mit Steinen zu bewerfen“, berichtet er.

„Dann erreichten sie die Straße und fingen an, Autos, Zelte und Lagerhäuser in Brand zu setzen. Wir kamen zurück, und sie warfen weiter Steine auf uns. Ein Stein traf mich am Kopf. Sie lachten. Sie hatten Brandbeschleuniger dabei und gossen ihn aus, sodass alles auf einmal brannte.“

Trotz der wiederholten Angriffe weigert er sich, wegzugehen. „Wir bleiben hier. So Gott will, bleiben wir hier.“

 

Oded Yedaya, 77, and Hamed Al-Jaroub Abu Rabia, 55, in Beita, Nablus

Oded Yedaya, israelischer Fotograf, Künstler und Aktivist, Direktor der Kunstschule Minshar (die er zusammen mit seiner Frau, der Schriftstellerin Ronit Yedaya, gegründet hat), wurde am 8. November während der Olivenernte im Dorf Beita in der Nähe der Siedlung Avitar, die auf dem Land des Dorfes errichtet wurde, verletzt. Yedaya erlitt einen Jochbeinbruch und musste am Kopf genäht werden. Abu Rabia, Leiter des Roten Halbmonds im Dorf Beita und im Süden von Nablus, wurde bei demselben Angriff durch Steine, die von maskierten Siedlern geworfen wurden, am Kopf, am Bein und an der Hand verletzt.

Yedaya berichtet: „Wir kamen um neun Uhr morgens zur Olivenernte. Gegen elf Uhr hörten wir Schreie: ‚Die Siedler kommen!‘ Wir waren etwa 20 Palästinenser*innen und 15 Israelis, und alle rannten den Berg hinunter. In diesem Fall brauchten sie nicht einmal Stöcke, denn der Berg ist so steil, dass sie einfach Steine warfen und die Menschen trafen. Ich beschloss, nach Osten zu fliehen, entfernte mich 80 bis 100 Meter von ihnen und begann dann, die Ereignisse, die Steinwürfe und die Verletzungen zu fotografieren. Plötzlich bemerkte ich, dass zwei Siedler mich im Visier hatten und in meine Richtung rannten. Ich blieb noch ein wenig stehen, um zu fotografieren, und als ich merkte, dass es gefährlich wurde, begann ich zu fliehen. Aber mit meiner Kamera, meinem Stativ und meiner Tasche war ich langsam, und sie waren jung und leichtfüßig, also holten sie mich ein. Ich spürte, wie mich ein Stein am Rücken traf. Es tat ziemlich weh, aber ich konnte weiterlaufen. Ich drehte mich um und schrie ihnen zu: „Ihr Verbrecher, hört auf, Steine zu werfen!“ Sie wussten sicher, dass ich ein jüdischer Israeli und nicht mehr jung bin, aber sie verfolgten mich trotzdem weiter. Ich fotografierte nicht mehr, sondern rannte einfach weiter. Dann verlor ich das Bewusstsein, wahrscheinlich weil mich ein Stein am Kopf getroffen hatte. Ich weiß nicht, wie lange ich bewusstlos war. Als ich wieder zu mir kam, war niemand mehr da. Sie waren wohl geflohen. Ich suchte nach meiner Kamera und meinem Telefon und fand nur das Telefon. In diesem Moment rief mich einer der Aktivisten an und fragte, wo ich sei, weil sie sich Sorgen machten, dass ich allein sei. Ich konnte meinen Standort nicht senden, weil das Telefon voller Blut war. Ich steckte das Telefon in die Tasche und versuchte, wieder zu gehen.

Ich erreichte einen Feldweg am Fuße des Berges und ging weiter in Richtung Dorf, bis ein palästinensisches Auto kam und mich mitnahm. Erst dann, aufgrund ihrer Gesichtsausdrücke und ihrer Bitte, Fotos von mir zu machen, wurde mir die Schwere meiner Verletzung bewusst, und dann begann auch noch Blut in großen Mengen zu fließen. Sie brachten mich zur Dorfklinik und versuchten, die Blutung mit Mull und Druck zu stillen, was ihnen jedoch nicht gelang, sodass sie sich langsam Sorgen machten. Ich wurde dann mit dem Krankenwagen zur Kreuzung Tapuach gebracht, wo ein israelischer Krankenwagen mich nach Beilinson brachte. Dort wurde die Wunde genäht und die Blutung gestillt, und ich wurde untersucht, um sicherzustellen, dass keine Hirnblutung vorlag und dass der Bruch keine Nerven oder etwas anderes beschädigt hatte.

Ich gehe seit 21,5 Jahren in die Westbank. Vor einigen Jahren wurde ich in Beitah von einer 40-mm-Gasgranate der Armee direkt getroffen, und in Susia schlugen mich Siedler mit Knüppeln. Bis zum Krieg nahmen wir eher an Demonstrationen teil, aber seit Kriegsbeginn bin ich zur schützenden Präsenz übergegangen. Aber selbst innerhalb dieser zwei Jahre sehe ich den Unterschied. Anfangs gingen wir noch mit den Palästinenser*innen auf die Weide. Jetzt gehen wir nicht einmal mehr in die Nähe ihres Hauses, und die Angriffe auf die Häuser werden immer schlimmer. Vor einem Jahr bin ich viermal zur Olivenernte gegangen. Jetzt dachte ich, dass eine schützende Präsenz wichtiger ist, aber wir haben uns trotzdem entschlossen, einmal zur Olivenernte zu gehen.

Es gibt Orte, wie zum Beispiel die Siedlung oberhalb von Ras al-Ein, wo die Armee und die Polizei die Beschwerden der Bewohner*innen eher ernst nehmen. Das liegt sicher an unseren Berichten und unserer verstärkten Präsenz. Dort können wir ein wenig helfen. In Orten wie Susya hingegen verschlechtert sich die Lage zunehmend, jeden Tag gibt es Übergriffe.“

Abu Rabia erzählt: „Ich bin für den Roten Halbmond im gesamten Süden von Nablus verantwortlich, für 27 Dörfer und Städte. Ich helfe den Olivenpflücker*innen zusammen mit den Aktivist*innen, ehrenamtlich. Am Samstag, dem 7. November, sind wir mit den Landbesitzer*innen, den Bauern und Bäuerinnen, den Aktivist*innen und den Medien zum Olivenpflücken aufgebrochen. Wir kamen an einem Ort in Gebiet B an. Die Siedler hatten dort ein Zelt aufgestellt. Wir waren einen halben Kilometer von ihnen entfernt. Alles war in Ordnung, ich schenkte den Leuten Kaffee ein, niemand hatte zuvor Probleme gemacht.

Nach etwa anderthalb Stunden griffen sie uns von einer höheren Stelle aus an und begannen, Steine zu werfen. Ich stand neben der Reuters-Journalistin Ranin Suwatha, die angegriffen wurde. Ich trug eine Weste des Roten Halbmonds. Ein großer Stein traf mich am Hinterkopf. Ich verlor das Bewusstsein und fiel auf den Boden. Ich wurde mit einem kleinen Fahrzeug in eine Klinik im Dorf und anschließend in ein Krankenhaus in Nablus gebracht. Ich bekam 17 Stiche am Kopf und wurde auch am Bein und am Arm verletzt. Vier Sanitäter, die bei mir waren, wurden ebenfalls verletzt.

Diese Angriffe hätten nicht stattgefunden, wenn sie nicht von der Regierung grünes Licht bekommen hätten. Es ist ihnen egal, ob es sich um Palästinenser*innen, Israelis, Ausländer*innen, Sanitäter*innen oder Journalist*innen handelt. Sie wollen hier niemanden sehen und dürfen Häuser angreifen, Menschen verletzen und sogar töten. Aber ich werde auf mein Land zurückkehren.“

 

Bashar Eid, 53, in Burin, Nablus

Eid wurde am 8. November angegriffen, als er mit israelischen Aktivist*innen auf seinem Land Oliven ernten wollte. Sein linkes Bein – das bereits bei früheren Angriffen verletzt worden war – wurde an drei Stellen gebrochen.

„Freund*innen und Aktivist*innen kamen, um mir bei der Ernte in der Nähe meines Hauses zu helfen“, erklärt Eid. „Wir begannen um 8:00 Uhr morgens und arbeiteten bis etwa 10:15 Uhr, als ein Freund sagte, dass Siedler kommen würden. Mehr als 20 kamen den Hügel herunter, einige maskiert, andere nicht. Sie hatten Eisenstangen, Knüppel und Steine dabei und begannen sofort, uns anzugreifen und schlugen mir auf das Bein. Ich versuchte zu fliehen, konnte mein Bein aber nicht bewegen, also kroch ich etwa 30 Meter auf dem Bauch“, erinnert sich Eid. „Sie schlugen alle Aktivist*innen – vier wurden schwer verletzt. Die Armee traf etwa 15 Minuten später ein. Ich sagte zu dem Offizier: ‚Sie helfen den Siedlern. Sie könnten das verhindern.‘“

Für Eid ist klar, dass die Gewalt ein gemeinsames Projekt ist. „Wenn die Siedler herunterkommen, sieht das die Armee, sieht das die Polizei, aber sie lassen sie machen, was sie wollen. Seit Beginn des Krieges ist die Lage noch schlimmer geworden. Die Siedler haben Waffen bekommen.“

Die Polizei hat zwei amerikanische Freiwillige, die bei ihm wohnten, und 32 weitere, die Bauern in der Nähe halfen, deportiert, berichtet er. „Sie wollen nicht, dass jemand sieht, was hier passiert. Sie haben schon einmal meine Bäume verbrannt. Dieses Jahr ist die Ernte gering, und ich sitze zu Hause. Wie soll ich meine Kinder ernähren?“

 

Oren Ziv ist Fotojournalist, Reporter für Local Call und Gründungsmitglied des Fotografie-Kollektivs Activestills.


ree

 

Kommentare


bottom of page