Mitarbeiter des Gaza Humanitarian Fund berichtet der BBC, er habe gesehen, wie Kollegen auf hungrige Palästinenser*innen schossen
- office16022
- 7. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Juli
Von Lucy Williamson, BBC, 4. Juli 2025
(Ungekürzter Originalbeitrag in englischer Sprache)
Ein ehemaliger Mitarbeiter des Gaza Humanitarian Fund (GHF), dem umstrittenen, von Israel und den USA unterstützten Hilfsgüterverteilzentren im Gazastreifen, hat der BBC berichtet, dass er Zeuge davon war, wie seine Kollegen mehrmals das Feuer – auch mit Maschinengewehren – auf hungrige Palästinenser*innen eröffneten, die keine Bedrohung darstellten.
Bei einer Gelegenheit habe ein Wachmann von einem Wachturm aus mit einem Maschinengewehr das Feuer eröffnet, weil sich eine Gruppe von Frauen, Kindern und älteren Menschen zu langsam vom Gelände entfernte.

In seiner Beschreibung des Vorfalls an einem der GHF-Standorte – bei dem seiner Aussage nach Wachleute auf eine Gruppe von Palästinenser*innen schossen – berichtete der ehemalige Mitarbeiter: „Als dies geschah, eröffnete ein anderer Mitarbeiter, der auf der Böschung über dem Ausgang stand, mit 15 bis 20 Schüssen aus seiner Waffe das Feuer auf die Menge. Ein palästinensischer Mann fiel regungslos zu Boden. Und dann sagte der andere Mitarbeiter, der dort stand: ‚Verdammt, ich glaube, du hast einen erwischt‘. Und dann haben sie darüber gelacht."
Der ehemalige Mitarbeiter, der mit uns unter der Bedingung der Anonymität sprach, berichtet, die GHF-Manager hätten seinen Bericht als Zufall abgetan und behauptet, der palästinensische Mann könne „gestolpert“ oder „müde und ohnmächtig“ geworden sein.
Das GHF behauptete, der Mann, der diese Behauptungen aufstellte, sei ein „verärgerter ehemaliger Mitarbeiter“, dem man wegen Fehlverhaltens gekündigt habe, was er jedoch bestreitet. Er hat uns Beweise dafür vorgelegt, dass er den Posten in gutem Einvernehmen verlassen hat.
Der Mann, mit dem wir sprachen und der sagte, er habe an allen vier GHF-Verteilungsstandorten gearbeitet, beschrieb eine Kultur der Straflosigkeit mit wenigen Regeln oder Kontrollen. Er berichtet, dass den Auftragnehmern nie klare Einsatzregeln oder Standardarbeitsanweisungen gegeben worden sind, und dass ein Teamleiter zu ihnen sagte: „Wenn ihr euch bedroht fühlt, schießt - schießt, um zu töten und stellt Fragen später“.
Die Kultur in der Organisation, so sagte er, fühlte sich an wie "Wir gehen in den Gazastreifen, also gibt es keine Regeln. Macht, was ihr wollt. Wenn einE Palästinenser*in von der Ausgabestelle weggeht und keine feindlichen Absichten zeigt, und wir trotzdem Warnschüsse auf ihn abfeuern, dann ist das falsch, dann sind wir kriminell fahrlässig.“
Die Behauptung der GHF, dass dort niemand verletzt oder beschossen worden sei, sei „eine glatte Lüge“, sagte der ehemalige Mitarbeiter. Die GHF erklärte, dass die Schüsse, die auf den der BBC zur Verfügung gestellten Aufnahmen zu hören waren, von israelischen Streitkräften stammten.
Die Teamleiter bezeichneten die Bewohner*innen des Gazastreifens als „Zombiehorden“, so der ehemalige Mitarbeiter, „und unterstellten damit, dass diese Menschen keinen Wert haben“.
Der Mann sagte auch, dass Palästinenser*innen an den GHF-Standorten auf andere Weise zu Schaden kamen, z. B. indem sie von Trümmern von Betäubungsgranaten getroffen, mit Pfefferspray besprüht oder von der Menge in den Stacheldraht gedrängt wurden.
Er sagte, er sei Zeuge mehrerer Vorfälle gewesen, bei denen Palästinenser*innen offenbar ernsthaft verletzt wurden, darunter ein Mann, der eine volle Dose Pfefferspray ins Gesicht bekam und eine Frau, die seiner Meinung nach vom Metallteil einer Betäubungsgranate getroffen wurde, die unsachgemäß in eine Menschenmenge gefeuert worden war. „Dieses Metallteil traf sie direkt am Kopf und sie fiel zu Boden, ohne sich zu bewegen“, sagte er. "Ich weiß nicht, ob sie tot war. Ich weiß aber mit Sicherheit, dass sie bewusstlos und völlig bewegungslos war.“



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