top of page

Neuer UN-Bericht: Von der Wirtschaft der Besatzung zur Wirtschaft des Völkermords

  • office16022
  • 4. Juli
  • 11 Min. Lesezeit

Neuer Bericht von Francesca Albanese, UN-Sonderberichterstatterin über die Lage der Menschenrechte in den seit 1967 besetzten palästinensischen Gebieten.


Der Bericht untersucht die Unternehmensmaschinerie, die Israels siedler-koloniales Projekt der Vertreibung und Verdrängung der Palästinenser*innen in den besetzten Gebieten unterstützt. Während führende Politiker*innen und Regierungen sich vor ihren Verpflichtungen drücken, haben viel zu viele Unternehmen von Israels Wirtschaft der illegalen Besetzung, der Apartheid und jetzt des Völkermords profitiert. Die durch diesen Bericht aufgedeckte Komplizenschaft ist nur die Spitze des Eisbergs; sie wird nicht beendet werden, ohne den privaten Sektor, einschließlich seiner Führungskräfte, zur Rechenschaft zu ziehen. Das internationale Recht kennt verschiedene Grade der Verantwortung - jeder erfordert eine genaue Prüfung und Rechenschaftspflicht, insbesondere in diesem Fall, wo die Selbstbestimmung und die Existenz eines Volkes auf dem Spiel stehen. Dies ist ein notwendiger Schritt, um den Völkermord zu beenden und das globale System, das ihn ermöglicht hat, zu zerschlagen.


Vollständiger Bericht in englischer Sprache (und weiteren Übersetzungen)


ree


Profiteure des Völkermords

 

Der jüngste Bericht der Vereinten Nationen nennt Hunderte von Unternehmen, Banken, Technologiefirmen, Universitäten, Pensionsfonds und Wohltätigkeitsorganisationen, die von der israelischen Besetzung und dem Völkermord profitieren.


Von Chris Hedges, Substack, 2. Juli 2025


(Originalbeitrag in englischer Sprache)

 

Krieg ist ein Business. Das gilt auch für Völkermord. Der jüngste Bericht von Francesca Albanese, Sonderberichterstatterin für die besetzten palästinensischen Gebiete, listet 48 Unternehmen und Institutionen auf, darunter Palantir Technologies Inc, Lockheed Martin, Alphabet Inc, Amazon, International Business Machine Corporation (IBM), Caterpillar Inc, Microsoft Corporation und Massachusetts Institute of Technology (MIT), sowie Banken und Finanzunternehmen wie Blackrock, Versicherungen, Immobilienfirmen und Wohltätigkeitsorganisationen, die unter Verletzung des Völkerrechts Milliarden mit der Besetzung und dem Völkermord an den Palästinenser*innen verdienen.

Der Bericht, der eine Datenbank mit über 1 000 Unternehmen enthält, die mit Israel zusammenarbeiten, fordert, dass diese Firmen und Institutionen ihre Verbindungen zu Israel abbrechen oder wegen Mittäterschaft an Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Der Bericht beschreibt Israels „ewige Besatzung“ als „ideales Testgelände für Waffenhersteller und Big Tech – mit einem großen Angebot und einer großen Nachfrage, wenig Aufsicht und null Rechenschaftspflicht – während Investoren sowie private und öffentliche Institutionen ungehindert profitieren.“

Die Prozesse gegen Industrielle nach dem Holocaust und die südafrikanische Wahrheits- und Versöhnungskommission schufen den rechtlichen Rahmen für die Anerkennung der strafrechtlichen Verantwortung von Institutionen und Unternehmen, die an internationalen Verbrechen beteiligt sind. Der neue Bericht macht deutlich, dass die Entscheidungen des Internationalen Gerichtshofs die Unternehmen verpflichten, „sich nicht zu beteiligen und/oder sich vollständig und bedingungslos aus allen damit verbundenen Geschäften zurückzuziehen und sicherzustellen, dass jegliches Engagement mit den Palästinenser*innen deren Selbstbestimmung ermöglicht.“

„Der Völkermord in Gaza hat nicht aufgehört, weil er lukrativ ist, er ist für viel zu viele profitabel“, so Albanese. „Es ist ein Geschäft. Es gibt Unternehmen, auch aus palästinenserfreundlichen Staaten, die seit Jahrzehnten Geschäfte machen und aus der Besatzungswirtschaft Profit schlagen. Israel hat schon immer palästinensisches Land, Ressourcen und das Leben der Palästinenser*innen ausgebeutet. Die Profite wurden fortgesetzt und sogar noch gesteigert, als sich die Wirtschaft der Besatzung in eine Wirtschaft des Völkermords verwandelte."

Darüber hinaus, so Albanese, waren die Palästinenser*innen „grenzenlose Testfelder für die Erprobung von Technologien, Waffen und Überwachungstechniken, die jetzt gegen Menschen überall im globalen Süden und im globalen Norden eingesetzt werden.“

Der Bericht wirft den Unternehmen vor, Israel mit den Waffen und Maschinen zu versorgen, die für die Zerstörung von Häusern, Schulen, Krankenhäusern, Freizeitorten und religiösen Stätten, Lebensgrundlagen und Produktionsmitteln wie Olivenhainen und Obstplantagen erforderlich sind.

Das palästinensische Gebiet, so der Bericht, ist aufgrund der von Israel auferlegten Beschränkungen für Handel und Investitionen, für das Pflanzen von Bäumen, für die Fischerei und für die Wasserversorgung der Siedlungen ein „gefangener Markt“. Unternehmen haben von diesem „gefangenen Markt“ profitiert, indem sie „palästinensische Arbeitskräfte und Ressourcen ausbeuteten, natürliche Ressourcen abbauten und umleiteten, Siedlungen bauten und mit Energie versorgten und davon abgeleitete Waren und Dienstleistungen in Israel, den besetzten palästinensischen Gebieten und weltweit verkauften und vermarkteten.“

„Israel profitiert von dieser Ausbeutung, während sie die palästinensische Wirtschaft mindestens 35 Prozent ihres BIP kostet“, heißt es in dem Bericht.

Banken, Vermögensverwaltungsfirmen, Pensionsfonds und Versicherungen haben „Finanzmittel in die illegale Besatzung gelenkt“, heißt es in dem Bericht. Darüber hinaus haben „Universitäten – Zentren intellektuellen Wachstums und intellektueller Macht – die politische Ideologie, die der Kolonisierung palästinensischen Landes zugrunde liegt, unterstützt, Waffen entwickelt und systemische Gewalt übersehen oder sogar gutgeheißen, während globale Forschungskooperationen die Auslöschung der Palästinenser*innen hinter einem Schleier akademischer Neutralität verborgen haben".

Technologien zur Überwachung und Inhaftierung haben sich „zu Werkzeugen für die wahllose Bekämpfung der palästinensischen Bevölkerung entwickelt“, heißt es in dem Bericht. „Schwere Maschinen, die zuvor für den Abriss von Häusern, die Zerstörung der Infrastruktur und die Beschlagnahmung von Ressourcen im Westjordanland eingesetzt wurden, werden nun zur Zerstörung des städtischen Landschaftsbildes von Gaza eingesetzt, um die vertriebene Bevölkerung an der Rückkehr und der Wiederherstellung einer Gemeinschaft zu hindern.“

Der militärische Angriff auf die Palästinenser*innen hat auch „ein Testgelände für hochmoderne militärische Fähigkeiten geschaffen: Luftverteidigungsplattformen, Drohnen, mit künstlicher Intelligenz betriebene Zielgeräte und sogar das von den Vereinigten Staaten von Amerika geführte F-35-Programm. Diese Technologien werden dann als ‚kampferprobt‘ vermarktet."

Seit 2020 ist Israel der achtgrößte Waffenexporteur der Welt. Die beiden größten israelischen Waffenkonzerne sind Elbit Systems Ltd und die staatliche Israel Aerospace Industries Ltd (IAI). Israel unterhält eine Reihe von internationalen Partnerschaften mit ausländischen Waffenfirmen, unter anderem für den F-35-Kampfjet, der von dem in den USA ansässigen Unternehmen Lockheed Martin hergestellt wird."

„Weltweit hergestellte Komponenten und Teile tragen zur israelischen F-35-Flotte bei, die Israel in Zusammenarbeit mit Lockheed Martin und einheimischen Unternehmen anpasst und wartet“, heißt es in dem Bericht. Seit Oktober 2023 sind die F-35 und F-16 Jets „ein wesentlicher Bestandteil der Ausstattung Israels mit der beispiellosen Luftmacht, um schätzungsweise 85 000 Tonnen Bomben abzuwerfen, von denen ein Großteil ungelenkt ist, um mehr als 179 411 Palästinenser*innen zu töten oder zu verletzen und den Gazastreifen zu zerstören.“

„Auch Drohnen, Hexacopter und Quadcopter waren am Himmel über Gaza allgegenwärtige Tötungsmaschinen“, heißt es in dem Bericht. „Drohnen, die größtenteils von Elbit Systems und Israel Aerospace Industries entwickelt und geliefert wurden, fliegen seit langem an der Seite von Kampfjets, um Palästinenser*innen zu überwachen und Zielinformationen zu liefern. In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben die von Israel eingesetzten Drohnen mit Unterstützung dieser Unternehmen und in Zusammenarbeit mit Institutionen wie dem Massachusetts Institute of Technology automatisierte Waffensysteme und die Fähigkeit erworben, in Schwarmformation zu fliegen."

Das japanische Unternehmen FANUC vertreibt Automatisierungsprodukte und „liefert Robotermaschinen für Waffenproduktionslinien, unter anderem für IAI, Elbit Systems und Lockheed Martin“.

„Schifffahrtsunternehmen wie die dänische A.P. Moller - Maersk A/S transportieren Komponenten, Teile, Waffen und Rohstoffe und sorgen so für einen stetigen Fluss an von den USA gelieferter militärischer Ausrüstung nach Oktober 2023.“

Es gab einen „65-prozentigen Anstieg der israelischen Militärausgaben von 2023 bis 2024, die sich auf 46,5 Milliarden Dollar beliefen, eine der höchsten Pro-Kopf-Ausgaben weltweit.“ Dies „führte zu einem starken Anstieg ihrer jährlichen Gewinne“, während „ausländische Rüstungsunternehmen, insbesondere Hersteller von Munition und Kampfmitteln, ebenfalls profitieren.“

Gleichzeitig haben Technologieunternehmen von dem Völkermord profitiert, indem sie „eine Infrastruktur mit doppeltem Verwendungszweck zur Integration von Massendatenerfassung und Überwachung bereitstellten und gleichzeitig von dem einzigartigen Testgelände für Militärtechnologie profitierten, das das besetzte palästinensische Gebiet bietet.“ Sie verbessern „Überwachungsdienste, von CCTV-Netzwerken (Closed Circuit Television), biometrischer Überwachung, fortschrittlichen technischen Kontrollpunktnetzwerken, ‚intelligenten Mauern‘ und Drohnenüberwachung bis hin zu Cloud Computing, künstlicher Intelligenz und Datenanalyse zur Unterstützung des Militärpersonals vor Ort.“

„Israelische Tech-Firmen entwickeln sich oft aus der militärischen Infrastruktur und Strategie heraus“, heißt es in dem Bericht, „so wie die NSO Group, die von ehemaligen Mitgliedern der Einheit 8200 gegründet wurde. Ihre Pegasus-Spionagesoftware, die für die verdeckte Überwachung von Smartphones entwickelt wurde, wurde gegen palästinensische Aktivist*innen eingesetzt und weltweit lizenziert, um führende Politiker*innen, Journalist*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen ins Visier zu nehmen. Die unter dem Verteidigungsexportkontrollgesetz exportierte Überwachungstechnologie der NSO-Gruppe ermöglicht eine ‚Spionagediplomatie‘ und stärkt gleichzeitig die Straflosigkeit des Staates." [Der ehemalige österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz gründete mit dem ehemaligen Chef des Überwachungsunternehmens NSO Group, Shalev Hulio, das Unternehmen Dream Security, Anm.]

IBM, dessen Technologie Nazi-Deutschland die Erstellung und Tabellierung von Lochkarten für Volkszählungsdaten, Militärlogistik, Ghetto-Statistiken, Zugverkehrsmanagement und Konzentrationslagerkapazitäten erleichterte, ist einmal mehr ein Partner in diesem aktuellen Völkermord.

Das Unternehmen ist seit 1972 in Israel tätig. Es bildet israelische Militär- und Geheimdienste aus, insbesondere die Einheit 8200, die für geheime Operationen, die Sammlung von nachrichtendienstlichen Signalen und die Entschlüsselung von Codes sowie für die Spionageabwehr, die Cyberkriegsführung, die militärische Aufklärung und die Überwachung zuständig ist.

„Seit 2019 betreibt und verbessert IBM Israel die zentrale Datenbank der Bevölkerungs- und Einwanderungsbehörde, die die Erfassung, Speicherung und staatliche Nutzung biometrischer Daten von Palästinenser*innen ermöglicht und das diskriminierende Genehmigungssystem Israels unterstützt“, heißt es in dem Bericht.

Microsoft, das seit 1989 in Israel tätig ist, ist „in den Strafvollzug, die Polizei, Universitäten und Schulen – auch in Siedlungen – eingebettet. Seit 2003 integriert Microsoft seine Systeme und zivilen Technologien in das israelische Militär und erwirbt gleichzeitig israelische Start-ups im Bereich Cybersicherheit und Überwachung".

„Da die israelischen Apartheid-, Militär- und Bevölkerungskontrollsysteme immer größere Datenmengen generieren, ist die Abhängigkeit von Cloud-Speichern und -Rechnern gewachsen“, heißt es in dem Bericht. „Im Jahr 2021 erteilte Israel Alphabet Inc. (Google) und Amazon.com Inc. einen 1,2-Milliarden-Dollar-Vertrag (Projekt Nimbus), der größtenteils durch Ausgaben des Verteidigungsministeriums finanziert wurde, um eine zentrale technische Infrastruktur bereitzustellen.“

Microsoft, Alphabet Inc. und Amazon „gewähren Israel praktisch regierungsweiten Zugang zu ihren Cloud- und Künstliche-Intelligenz-Technologien, wodurch die Datenverarbeitung, die Entscheidungsfindung und die Überwachungs- und Analysekapazitäten verbessert werden“.

Das israelische Militär, so der Bericht, „hat Systeme der künstlichen Intelligenz wie ‚Lavender‘, ‚Gospel‘ und ‚Where's Daddy?‘ entwickelt, um Daten zu verarbeiten und Ziellisten zu erstellen, die die moderne Kriegsführung neu gestalten und den doppelten Verwendungszweck der künstlichen Intelligenz veranschaulichen.“

Es gibt „vernünftige Gründe“, so heißt es in dem Bericht, anzunehmen, dass Palantir Technology Inc., das eine lange Beziehung zu Israel unterhält, „automatische prädiktive Polizeitechnologie, zentrale Verteidigungsinfrastruktur für die schnelle und skalierte Entwicklung und den Einsatz von Militärsoftware und seine Plattform für künstliche Intelligenz, die die Integration von Gefechtsfelddaten in Echtzeit für die automatisierte Entscheidungsfindung ermöglicht, bereitgestellt hat.“

Der CEO von Palantir reagierte im April 2025 auf Anschuldigungen, dass Palantir Palästinenser*innen in Gaza tötet, mit den Worten: „Meistens Terroristen, das stimmt.“

„Zivile Technologien dienen seit langem als zweckentfremdete Werkzeuge der kolonialen Besatzung“, heißt es in dem Bericht. „Israelische Militäroperationen stützen sich in hohem Maße auf Geräte führender globaler Hersteller, um Palästinenser von ihrem Land zu vertreiben und Häuser, öffentliche Gebäude, Ackerland, Straßen und andere lebenswichtige Infrastruktur zu zerstören. Seit Oktober 2023 waren diese Maschinen an der Beschädigung und Zerstörung von 70 Prozent der Gebäude und 81 Prozent der Anbauflächen in Gaza beteiligt."

Caterpillar Inc. hat das israelische Militär jahrzehntelang mit Maschinen beliefert, die zur Zerstörung von palästinensischen Häusern, Moscheen und Krankenhäusern sowie zur „lebendigen Beerdigung verwundeter Palästinenser“ und zur Ermordung von Aktivist*innen wie Rachel Corrie eingesetzt wurden.

„Israel hat den D9 Bulldozer von Caterpillar zu einer automatisierten, ferngesteuerten Kernwaffe des israelischen Militärs entwickelt, die seit dem Jahr 2000 bei fast jeder militärischen Aktivität eingesetzt wird, um Einfallslinien zu räumen, das Gebiet zu ‚neutralisieren‘ und Palästinenser*innen zu töten“, heißt es in dem Bericht. Dieses Jahr sicherte sich Caterpillar „einen weiteren millionenschweren Vertrag mit Israel“.

„Der koreanische HD Hyundai und seine teilweise im Besitz befindliche Tochtergesellschaft Doosan sind neben dem schwedischen Volvo-Konzern und anderen großen Schwermaschinenherstellern seit langem mit der Zerstörung palästinensischen Eigentums in Verbindung gebracht worden, wobei sie jeweils Ausrüstung über exklusiv lizenzierte israelische Händler liefern“, heißt es in dem Bericht.

„So wie die Unternehmen zur Zerstörung palästinensischen Lebens in den besetzten palästinensischen Gebieten beigetragen haben, so haben sie auch den Aufbau dessen unterstützt, was an seine Stelle tritt: den Bau von Siedlungen und ihrer Infrastruktur, die Gewinnung von und den Handel mit Rohstoffen, Energie und landwirtschaftlichen Erzeugnissen sowie die Unterbringung von Besucher*innen/Tourist*innen, als handle es sich um ein regelmäßiges Urlaubsziel.“

„Mehr als 371 Siedlungen und illegale Außenposten wurden von Unternehmen gebaut, mit Energie versorgt und gehandelt, sowie die Vertreibung der ursprünglichen Bevölkerung durch Israel unterstützt“, heißt es in dem Bericht abschließend.

Bei diesen Bauprojekten wurden Bagger und schweres Gerät von Caterpillar, HD Hyundai und Volvo eingesetzt. Hanson Israel, eine Tochtergesellschaft der deutschen Heidelberg Materials AG, „hat zur Plünderung von Millionen Tonnen Dolomitgestein aus dem Nahal Raba-Steinbruch auf Land beigetragen, das aus palästinensischen Dörfern im Westjordanland beschlagnahmt wurde.“ Der abgebaute Dolomit wird für den Bau von jüdischen Siedlungen im Westjordanland verwendet.

Ausländische Firmen haben auch „zur Entwicklung von Straßen und öffentlicher Verkehrsinfrastruktur beigetragen, die für die Errichtung und den Ausbau der Siedlungen entscheidend sind und sie mit Israel verbinden, während sie Palästinenser*innen ausschließen und separieren.“

Globale Immobilienunternehmen verkaufen Immobilien in den Kolonialsiedlungen an israelische und internationale Käufer. Zu diesen Immobilienunternehmen gehört Keller Williams Realty LLC, das über seinen israelischen Franchisenehmer KW Israel „Niederlassungen in den Siedlungen“ unterhält. Letztes Jahr führte Keller Williams über einen anderen Franchisenehmer namens Home in Israel „eine Immobilien-Roadshow in Kanada und den Vereinigten Staaten durch, die gemeinsam mit mehreren Unternehmen gesponsert wurde, die Tausende von Wohnungen in den Siedlungen entwickeln und vermarkten.“

Vermietungsplattformen wie Booking.com und Airbnb bieten Immobilien und Hotelzimmer in illegalen jüdischen Siedlungen im Westjordanland an.

Die chinesische Bright Dairy & Food ist Mehrheitseigentümerin von Tnuva, Israels größtem Lebensmittelkonglomerat, das von Palästinenser*innen im Westjordanland beschlagnahmtes Land nutzt.

Im Energiesektor „fördert die Chevron Corporation im Konsortium mit der israelischen NewMedEnergy (einer Tochtergesellschaft der in der OHCHR-Datenbank aufgeführten Delek-Gruppe) Erdgas aus den Leviathan- und Tamar-Feldern; sie zahlte der israelischen Regierung im Jahr 2023 453 Millionen Dollar an Lizenzgebühren und Steuern. Das Konsortium von Chevron deckt mehr als 70 Prozent des israelischen Energieverbrauchs. Chevron profitiert auch von seinem Miteigentum an der Ost-Mittelmeer-Gaspipeline, die durch palästinensisches Seegebiet führt, und von Gasexportverkäufen nach Ägypten und Jordanien."

BP und Chevron sind „als Haupteigentümer der strategischen aserbaidschanischen Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline bzw. des kasachischen Kaspischen Pipeline-Konsortiums und der dazugehörigen Ölfelder auch die größten Lieferanten von Rohöl für Israel. Jedes Konglomerat lieferte zwischen Oktober 2023 und Juli 2024 effektiv acht Prozent des israelischen Rohöls, ergänzt durch Rohöllieferungen aus brasilianischen Ölfeldern, an denen Petrobras die größten Anteile hält, und durch militärischen Flugzeugtreibstoff. Das Öl dieser Unternehmen beliefert zwei Raffinerien in Israel".

„Durch die Belieferung Israels mit Kohle, Gas, Öl und Treibstoff tragen die Unternehmen zu einer zivilen Infrastruktur bei, die Israel nutzt, um die permanente Annexion zu festigen, und die es jetzt bei der Zerstörung des palästinensischen Lebens in Gaza als Waffe einsetzt“, heißt es in dem Bericht. „Dieselbe Infrastruktur, die diese Unternehmen mit Ressourcen versorgen, diente dem israelischen Militär und seiner energieintensiven, technikgetriebenen Auslöschung des Gazastreifens. "

Internationale Banken und Finanzunternehmen haben den Völkermord auch durch den Kauf von israelischen Staatsanleihen unterstützt.

„Als Hauptfinanzierungsquelle für den israelischen Staatshaushalt haben Staatsanleihen eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung des laufenden Angriffs auf Gaza gespielt“, heißt es in dem Bericht. „Von 2022 bis 2024 wuchs der israelische Militärhaushalt von 4,2 Prozent auf 8,3 Prozent des BIP und trieb den öffentlichen Haushalt in ein Defizit von 6,8 Prozent. Israel finanzierte diesen ausufernden Haushalt durch die Aufnahme von Anleihen, darunter 8 Milliarden Dollar im März 2024 und 5 Milliarden Dollar im Februar 2025, sowie durch Aufnahmen auf dem inländischen Markt für Shekel."

Der Bericht stellt fest, dass einige der größten Banken der Welt, darunter BNP Paribas und Barclays, „das Vertrauen des Marktes durch die Übernahme dieser internationalen und inländischen Staatsanleihen gestärkt haben, so dass Israel trotz einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit den Zinsaufschlag in Grenzen halten konnte. Vermögensverwaltungsfirmen - darunter Blackrock (68 Millionen Dollar), Vanguard (546 Millionen Dollar) und die Allianz-Vermögensverwaltungstochter PIMCO (960 Millionen Dollar) - gehörten zu den mindestens 400 Investoren aus 36 Ländern, die diese Anleihen kauften.“

Glaubensbasierte Wohltätigkeitsorganisationen sind „auch zu wichtigen finanziellen Förderern illegaler Projekte geworden, auch in den besetzten palästinensischen Gebieten, und erhalten oft Steuerabzüge im Ausland trotz strenger gesetzlicher Vorschriften für Wohltätigkeit“, heißt es in dem Bericht.

„Der Jüdische Nationalfonds (KKL-JNF) und seine mehr als 20 Mitgliedsorganisationen finanzieren die Expansion von Siedler*innen und mit dem Militär verbundene Projekte“, heißt es in dem Bericht. "Seit Oktober 2023 ermöglichen Plattformen wie Israel Gives in 32 Ländern steuerlich absetzbares Crowdfunding für israelische Militäreinheiten und Siedler*innen. Die in den USA ansässigen Christian Friends of Israeli Communities, Dutch Christians for Israel und die weltweit angeschlossenen Organisationen haben im Jahr 2023 mehr als 12,25 Millionen Dollar an verschiedene Projekte zur Unterstützung von Siedlungen überwiesen, darunter auch einige, die extremistische Siedler*innen ausbilden."

Der Bericht kritisiert Universitäten, die mit israelischen Universitäten und Institutionen zusammenarbeiten. Er stellt fest, dass die Labore des MIT „Waffen- und Überwachungsforschung betreiben, die vom israelischen Verteidigungsministerium finanziert wird“. Zu diesen Projekten gehören „die Kontrolle von Drohnenschwärmen – ein deutliches Merkmal der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen seit Oktober 2023 –, Verfolgungsalgorithmen und Unterwasserüberwachung.“

Völkermord erfordert ein riesiges Netzwerk und Milliarden von Dollar, um ihn aufrechtzuerhalten. Ohne dieses Ökosystem könnte Israel sein Massenabschlachten von Palästinenser*innen nicht durchführen. Diese Unternehmen, die von der industriellen Gewalt gegen die Palästinenser*innen und der Massenvertreibung profitieren, sind des Völkermordes ebenso schuldig wie die israelischen Militäreinheiten, die die Menschen in Gaza vernichten. Auch sie sind Kriegsverbrecher, auch sie müssen zur Rechenschaft gezogen werden.

 

Christopher Hedges ist US-amerikanischer Journalist, Autor und Pulitzerpreisträger. Er veröffentlichte mehrere politische Sachbücher und war längjähriger Auslandskorrespondent der New York Times.

 

Kommentare


bottom of page