Nur noch 1,5 % der Anbauflächen in Gaza stehen der hungernden palästinensischen Bevölkerung zur Verfügung, so die UN
- office16022
- 8. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Der Wert ist gegenüber April 2025 von 4 Prozent gesunken, was darauf hindeutet, dass Israel weiterhin Ackerland im einst so fruchtbaren Gazastreifen ins Visier nimmt.
Von Nina Lakhani, The Guardian, 6. August 2025
(Originalbeitrag in englischer Sprache)
Die Zerstörung des Gazastreifens durch Israel hat dazu geführt, dass hungernde Palästinenser*innen laut neuen Zahlen der Vereinten Nationen nur noch Zugang zu 1,5 Prozent der für den Anbau geeigneten Ackerflächen haben.
Dies ist ein Rückgang gegenüber 4 Prozent im April, wie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) mitteilte. Dies deutet darauf hin, dass Israel weiterhin palästinensisches Ackerland ins Visier nimmt, seit es Anfang März eine vollständige Blockade verhängt hat, wodurch die Hilfslieferungen in den Gazastreifen, wo zwei Millionen hungernde Menschen gefangen sind, stark eingeschränkt wurden.
Vor dem Krieg war Gaza ein florierendes landwirtschaftliches Zentrum, in dem Bauern und normale Palästinenser*innen eine Vielzahl von Obst-, Gemüse-, Nuss- und Getreidesorten für den lokalen Verbrauch anbauten.
Laut FAO machte die Landwirtschaft etwa 10 Prozent der Wirtschaft des Gazastreifens aus, und mehr als 560 000 Menschen, also ein Viertel der Bevölkerung, wurden zumindest teilweise durch Landwirtschaft und Fischerei ernährt. Seit Beginn seiner Belagerung des Gazastreifens im Oktober 2023 hat Israel Nahrungsquellen – Obstgärten, Gewächshäuser, Ackerland und Fischer – ins Visier genommen.
Bis zum 28. Juli 2025 hatte Israel 86 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Gazastreifen zerstört, was fast 13 000 Hektar Land entspricht - gegenüber 81 Prozent im April, so die FAO. Während knapp 9 Prozent der Anbauflächen physisch noch zugänglich sind, sind nur 1,5 Prozent – das entspricht 232 Hektar – sowohl zugänglich als auch nicht durch israelische Angriffe beschädigt.
„Gaza steht nun kurz vor einer umfassenden Hungersnot. Die Menschen hungern nicht, weil keine Lebensmittel verfügbar sind, sondern weil der Zugang blockiert ist, die lokalen Agrar- und Ernährungssysteme zusammengebrochen sind und die Familien nicht einmal mehr den grundlegendsten Lebensunterhalt bestreiten können“, sagte FAO-Generaldirektor Qu Dongyu. „Wir brauchen dringend einen sicheren und nachhaltigen humanitären Zugang und sofortige Unterstützung, um die lokale Lebensmittelproduktion und die Lebensgrundlagen wiederherzustellen – nur so können weitere Todesfälle verhindert werden. Das Recht auf Nahrung ist ein grundlegendes Menschenrecht.“
Im Norden des Gazastreifens haben israelische Panzer und Bomben 94 Prozent der fruchtbarsten und produktivsten Flächen des Gebiets zerstört oder beschädigt, und die Palästinenser*innen haben keinen Zugang zu den verbleibenden 6 Prozent ihrer Anbauflächen. In Rafah, nahe der ägyptischen Grenze, sind 79 Prozent der Flächen zerstört, und der Rest wurde als Teil des sogenannten Militärkorridors Israels gesperrt.
Letzte Woche haben israelische Streitkräfte eine Saatgutbank in Hebron im Westjordanland teilweise zerstört und dabei Werkzeuge und Geräte vernichtet, die zur Vermehrung von traditionellem Saatgut verwendet wurden.
UN-Experten, -Agenturen und -Hilfsorganisationen warnen seit Anfang 2024, dass Israel eine Kampagne der absichtlichen Massenhungersnot in Gaza orchestriert, indem es systematisch die lokale Nahrungsmittelproduktion zerstört und Hilfslieferungen blockiert, was gegen das Völkerrecht verstößt. Hunderte Palästinenser*innen sind inzwischen verhungert, und Tausende weitere wurden getötet, als sie versuchten, an Nahrungsmittelhilfe zu gelangen.
Anfang dieser Woche erklärte Michael Fakhri, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, gegenüber dem Guardian: „Israel hat die effizientesten Mechanismen zur Aushungerung geschaffen, die man sich vorstellen kann. Es ist zwar immer schockierend, Menschen hungern zu sehen, aber niemand sollte sich darüber wundern. Alle Informationen sind seit Anfang 2024 öffentlich zugänglich.“
______________________
Zum Weiterlesen:
Land available for cultivation in the Gaza Strip as of 28 July 2025
Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO)




Kommentare