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„Sie könnte jeden Moment sterben“: Familie der achtjährigen Jana Ayyad bittet um dringende Evakuierung aus Gaza

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  • 11. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit

Beamte sagen, sie hätten vor zwei Wochen beantragt, Jana Ayyad nach Jordanien zu verlegen, aber noch keine Genehmigung von Israel erhalten.


Von Malak A Tantesh und William Christou, The Guardian, 5. September 2025


(Originalbeitrag in englischer Sprache)

 

Auf aktuellen Fotos ist Jana Ayyad zusammengerollt zu sehen, ihr Gesicht mit den Händen bedeckt. Manchmal schluchzt die abgemagerte Achtjährige und ruft nach ihrem Vater, der seit Beginn des Krieges vor 23 Monaten außerhalb von Gaza festsitzt.


Jana steht kurz vor dem Tod. Ihre einzige Hoffnung ist eine medizinische Evakuierung aus Gaza, damit sie im Ausland behandelt werden kann.


Ihre Gesundheitskrise begann mit schwerer Unterernährung und hat seitdem zu Komplikationen wie schwerer Azidose geführt - dabei enthalten die Körperflüssigkeiten zu viel Säure, weil die Nieren und Lungen den pH-Wert des Körpers nicht im Gleichgewicht halten können, und die Ärzte sagen, dass sie nicht über die notwendigen Mittel verfügen, um dies zu behandeln. Im letzten Monat hat ihr Körper begonnen anzuschwellen, ein typisches Anzeichen für Unterernährung und Azidose.


„Der Arzt sagte mir unverblümt: ‚Der Zustand Ihrer Tochter ist schlecht; Sie könnten sie jeden Moment verlieren‘“, sagt Nesma Ayyad, Janas Mutter. Vor zwei Monaten wurde Janas zweijährige Schwester Joury ins Krankenhaus gebracht, nachdem sie plötzlich eine Krankheit entwickelt hatte, bei der sich ihre Haut schälte und blutete. Innerhalb eines Monats war sie gestorben. Ayyad befürchtet, dass Jana ohne dringende Maßnahmen das gleiche Schicksal ereilen wird.


Israel kontrolliert, wer nach Gaza ein- und ausreist, und Menschen, die im Ausland medizinisch behandelt werden müssen, benötigen eine Ausreisegenehmigung von COGAT, der israelischen Militärbehörde, die für humanitäre Angelegenheiten der Palästinenser*innen zuständig ist. Palästinenser*innen müssen eine Sicherheitsüberprüfung durch Israel bestehen und außerdem ein Land finden, das bereit ist, sie aufzunehmen.


Behördenverteter gaben an, dass sie vor zwei Wochen einen Antrag auf Janas medizinische Evakuierung nach Jordanien gestellt hätten, aber immer noch auf die Genehmigung Israels warteten. Janas Fall wurde zusammen mit zehn anderen Kindern eingereicht, die ebenfalls eine medizinische Evakuierung beantragt haben, aber Israel hat bisher nur zwei Kinder aus dieser Gruppe freigegeben, sagte ein an dem Verfahren beteiligter Beamter.


In einer Erklärung teilte COGAT mit, dass es keinen Antrag auf Janas medizinische Evakuierung erhalten habe.


Dr. Musab Farwana, einer der Ärzte, die Jana im Krankenhaus der Patients’ Friends Benevolent Society in Gaza behandeln, sagte: „Janás Zustand verschlechtert sich RAPIDE und wir kämpfen gegen die Umstände und versuchen mit den sehr begrenzten verfügbaren Mitteln so gut wie möglich, sie am Leben zu erhalten, bis sie evakuiert werden kann. Ohne einen dringenden Transfer müssen wir leider davon ausgehen, dass sie jeden Moment sterben könnte.“


Obwohl Janas Fall dringend ist, ist er in Gaza kein Einzelfall. Sie ist eine von mehr als 16 000 Menschen, die laut Statistiken des Gesundheitsministeriums von Gaza vom August auf eine medizinische Behandlung im Ausland warten.


Der brutale Krieg Israels gegen Gaza hat mehr als 150 000 Verwundete hinterlassen, während die systematische Zerstörung des Gebiets und seiner zivilen Infrastruktur Krankheiten unter der dicht gedrängten Bevölkerung verbreitet hat. Die anhaltende Blockade der Hilfslieferungen nach Gaza, die laut der weltweit führenden Autorität für Nahrungsmittelkrisen zu einer Hungersnot geführt hat, hat den Ärzt*innen die Mittel genommen, die Kranken und Hungernden zu behandeln.


Die kritischsten Fälle werden zur Behandlung ins Ausland überwiesen, aber Ärzt*innen und Gesundheitsbehörden sagen, dass die meisten Anträge auf unbestimmte Zeit verzögert werden. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation vom Dezember verliefen die medizinischen Evakuierungen aus Gaza so langsam, dass es bis zu zehn Jahre dauern würde, bis alle notwendigen Fälle abgearbeitet wären.


Janás Ärzte sagen, dass sie weder über die Mittel zur Diagnose noch über die medizinischen Hilfsmittel zu ihrer Behandlung verfügen. „Die meisten erforderlichen Labortests sind nicht verfügbar, nicht einmal Bluttests zur Bestimmung des Säuregehalts“, so Farwana. „Wenn grundlegende Tests nicht verfügbar sind, wie können wir dann die komplexen Tests durchführen, die für die Diagnose ihres Zustands und die Ermittlung der Krankheitsursache unerlässlich sind?“ Er fügte hinzu, dass Jana eine spezielle milchfreie Säuglingsnahrung ohne Eiweiß benötigt, aber die Vorräte, die sie für sie finden konnten, gehen bald zur Neige.

Während ihres mehr als einjährigen Krankenhausaufenthalts hat sich Janas körperlicher und geistiger Zustand verschlechtert. Ihr Haar ist ausgefallen, sie kann nicht mehr gehen und ihr Gewicht ist auf 9 kg gesunken. Die meiste Zeit verbringt sie damit, ausdruckslos vor sich hin zu starren.


„Jana hatte früher eine starke Persönlichkeit. Sie liebte es, mit Puppen zu spielen, zu malen und zu schreiben“, erzählt Ayyad. „Sie träumte davon, Zahnärztin zu werden, und sagte mir immer, dass sie mir ein schönes Lächeln schenken würde, wenn sie einmal Zahnärztin wäre. Seit sie krank ist, kann sie nichts davon mehr tun.“


Am Dienstag, während einer medizinischen Untersuchung, wandte sie sich an ihre Mutter und fragte sie: „Werde ich jetzt sterben?“ Weder ihre Mutter noch der Arzt wussten, wie sie darauf reagieren sollten.


Jana war in den letzten 18 Monaten immer wieder in den Medien, da sich ihr Zustand stetig verschlechtert hat. Trotz der weltweiten Aufmerksamkeit konnte sie Gaza nicht verlassen und auch nicht die Behandlung erhalten, die sie benötigt.


Nachdem sie alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat und mit einer scheinbar endlosen Reihe von Formularen und bürokratischen Hürden konfrontiert ist, die erforderlich sind, um den drohenden Tod ihres Kindes zu verhindern, hat Janas Mutter das Gefühl, dass ihre Bitten auf taube Ohren stoßen: „Ich weiß nichts über den Evakuierungsprozess, außer dass sie mit mir gesprochen und mir gesagt haben, dass die Überweisungsverfahren gut laufen, aber bis jetzt hat sich nichts geändert. Warum ist Janas Fall so kompliziert? Warum kann niemand auf der Welt sie aus Gaza herausholen?“


ree

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