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Stimmen zum Waffenstillstand

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Aktualisiert: vor 18 Minuten

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„Meine Angehörigen sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. In den 730 Tagen ununterbrochener Bombardierungen, Hungersnöte und Vertreibungen wurden sie immer wieder gebrochen. Sie sind darauf reduziert, nach Nahrung und Unterkunft zu suchen, während sie überall, wo sie hinlaufen, angegriffen werden. Jeder einzelne Aspekt ihres Lebens ist zu einem qualvollen Kampf ums Überleben geworden.

Diejenigen, denen es gelingt, aus diesem Konzentrationslager zu fliehen, sind körperlich verändert. Kürzlich traf ich meine Cousine auf den Straßen von Kairo und erkannte sie nicht wieder. Einst eine große und gesunde Frau Ende 40, war sie nun nur noch Haut und Knochen, ihr Gesicht war faltig und dunkel, ihre Augen eingefallen und blass. Auch meine 77-jährige Großmutter kam als Skelett heraus und ist seitdem bettlägerig.

Für diejenigen, die noch immer gefangen sind, ist der körperliche Tribut fast unmöglich in Worte zu fassen. Mein Cousin Hani ist derzeit in Gaza-Stadt eingeschlossen, da er sich die exorbitanten Kosten für die Flucht in den Süden nicht leisten konnte, bevor israelische Panzer sein Viertel umzingelten. Obwohl er erst Ende 40 ist, sieht er aufgrund der Auszehrung durch die von Israel verursachte Hungersnot so aus wie mein Großvater kurz vor seinem Tod im Alter von 107 Jahren.“

Muhammad Shehada, Schriftsteller und Politologe aus Gaza, in seinem Beitrag „Two years after October 7, Palestine has become a graveyard of failed strategies”, +972Mag, 7. Oktober 2025

 



„An meinen Schwiegervater, meine Großtante, meine Cousins und Cousinen ersten und zweiten Grades, und ihre Familien. An Refaat und Marouf, an alle meine Verwandten, Schüler*innen, Freunde und Freundinnen, an alle die so sehnlichst auf einen Waffenstillstand gewartet haben und anstatt dessen getötet wurden: Es ist jetzt bald soweit. Endlich könnte es zu einem Waffenstillstand kommen.

Bitte kommt zurück.“

Mosab Abu Toha, Schriftsteller und Pulitzer-Preisträger aus Gaza, 8. Oktober 2025

 

 

 

„Lasst die Welt hinein. Lasst die Welt dokumentieren. Jeder sollte wissen, was in Gaza mit seinen Steuergeldern, mit seinem Schweigen, mit der Unterstützung seiner Politiker*innen geschehen ist. Lasst internationale Journalist*innen hinein. Nachdem nun der Waffenstillstand vereinbart wurde, werden wir bald die tatsächlichen Zahlen und das wahre Ausmaß der Zerstörung in Gaza sehen. Ich hoffe, die Welt ist darauf vorbereitet.“

Tomer Dotan-Dreyfus, israelischer Schriftsteller, 9. Oktober 2025

 

 

 

„Ich bin heute Morgen erleichtert aufgewacht. Erleichtert, dass Freund*innen, Kolleg*innen und alle anderen in Gaza nicht bombardiert werden. Dass sie vielleicht aufatmen können und zumindest einen Hauch an relativer Sicherheit verspüren können.

Aber wie das Sprichwort sagt: „Frieden ohne Gerechtigkeit ist die Institutionalisierung von Ungerechtigkeit“. An diesem sogenannten Friedensabkommen ist nichts gerecht. Es ist kein Frieden, es ist nur der erklärte Plan, einen Aspekt eines Völkermords zu beenden. Die Menschen werden weiterhin an den von Israel geschaffenen Bedingungen sterben, sie werden weiterhin keinen Zugang zu allem haben, was für das Leben unverzichtbar ist und zerstört wurde. Hören Sie nicht auf. Machen Sie weiter. Wir fordern ein echtes Ende, echte Gerechtigkeit, echte und umfassende Rechenschaftspflicht.“

Dr. Tanya Haj-Hassan, US-amerikanische pädiatrische Intensivmedizinerin und mehrmals in Gaza auf medizinischen Hilfsmissionen, 9. Oktober 2025

 

 

 

„Israelische Regierungsvertreter widersprechen Trump bereits jetzt schon offen. Heute früh postet der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich auf Twitter, sie wollen „sicherstellen, dass es sich nicht, Gott bewahre, um einen Deal handelt, bei dem Geiseln gegen die Beendigung des Krieges ausgetauscht werden“.

Aber das ist jedoch genau der Sinn des Waffenstillstands.“

Assal Rad, Historikerin, Autorin und Politologin, am 9. Oktober 2025. In seinem Tweet auf X schreibt der israelische Finanzminister weiters: „Es ist eine große Verantwortung, dafür zu sorgen, dass der Staat Israel unmittelbar nach der Rückkehr der Geiseln weiterhin mit aller Kraft für die echte Auslöschung der Hamas und die echte Entmilitarisierung des Gazastreifens kämpfen wird.“




„Ich weiß von Familien, die nach dem letzten Waffenstillstand unversehrt zurückgekehrt sind, aber dieses Mal fehlen Teile ihres Herzens, die kein Waffenstillstand wiederherstellen konnte. Ich kenne andere, die zuvor zurückgekehrt sind, aber jetzt nie wieder zurückkehren werden. Ich kenne Familien, die einst ihre Häuser noch intakt vorfanden, geduldig unter endlosen Staubschichten wartend, den Atem anhaltend, um das Geräusch vertrauter Schritte zu hören. Und ich kenne andere, die in gesichtslose Nachbarschaften zurückkehrten, in denen niemand mehr sagen konnten, welcher Trümmerhaufen einst wessen Zuhause war. Wird unser Leben von nun an so aussehen? Ein endloser Kreislauf der Rückkehr in gebrochenen Gestalten und verblassende Formen? Ein langsamer Zerfall von allem, was uns ausmacht?“

Haya Abu Shammala, Studentin der englischen Literatur, 10. Oktober 2025



„Nach Angaben des Zivilschutzes wird derzeit nach fast 10.000 Leichen und vermissten Palästinenser*innen gesucht - etwa 10.000 Seelen, Träume und Leben, die beendet oder verschwunden sind. Ich mag die Sprache der Zahlen nicht. Es handelt sich um Seelen, die von ihren Familien vermisst werden, Träume, die zu Ende gegangen sind, und Orte, die nun leer sind. Bislang hat der Zivilschutz in Gaza 300 Leichen geborgen, und überall liegen Skelette und Überreste von Menschen herum.

Gaza ist ein Friedhof.

Ich hoffe, dass internationale Journalist*innen und Medien in den Gazastreifen einreisen können,

denn dort gibt es keinen Vorhang, der etwas verbergen könnte – nur die Wahrheit.“

Samar Abu Elouf, palästinensische Fotografin aus Gaza, 12. Oktober 2025

 

 

„Früher habe ich den Morgen geliebt. Aber seit zwei Jahren sind meine Morgen schwer, nicht erfüllt von Sonnenlicht und Frieden, sondern von Szenen, die mich jeden Tag innerlich ein Stück mehr zerbrechen. Ich komme an Kindern vorbei, die auf dem Gehsteig schlafen, ihre Köpfe auf Pölster neben mit Abwasser gefüllten Straßen. Familien, die nichts haben, nicht einmal ein Stück Stoff, das sie als Zelt bezeichnen könnten, sitzen unter freiem Himmel und warten auf ein Wunder. Aber es gibt keines. Die meisten dieser Kinder und ihre Familien leiden unter extremem Hunger; viele sind vor der Hungersnot geflohen – nur um sich von einem Albtraum in den nächsten zu begeben.

Mein Mann wurde in den ersten zwei Wochen getötet. Wir frühstückten gerade zusammen, als eine Welle intensiver Flächenbombardements in der Nähe einschlug. Wir rannten ins Erdgeschoss. Ich hielt seine Hand mit einem Arm und unser Baby mit dem anderen. In nur zwei Sekunden änderte sich alles. Er bewegte sich von seiner Position neben mir vor uns. Er breitete seine Arme aus, und dann wurde die Welt grau und rot. Sein Körper wurde zu unserem Schutzschild. Er fing die Splitter mit seinem eigenen Körper ab und beschützte mich und unsere Tochter in einem Akt selbstloser Liebe. Genau wie die Helden in den Filmen gab er sein Leben, um uns zu retten. Er starb als Held, nicht in der Fiktion, sondern in der Realität, indem er seine Frau und sein einziges Kind beschützte. Mit 31 Jahren verließ er uns, bevor wir überhaupt wussten, was uns bevorstand. Und ich hatte weder den Raum noch die Zeit, um richtig zu trauern. Meine Tochter verlor ihren Vater, als sie gerade einmal 11 Monate alt war. Zu dieser Zeit stillte ich sie noch. Es bricht mir das Herz zu wissen, dass sie ohne Erinnerungen an ihn aufwachsen wird, ohne sich auch nur an sein Gesicht zu erinnern.

Und doch, selbst in diesem Chaos, geben mir die Augen meiner Tochter, die denen ihres Vaters gleichen, Kraft, weiterzumachen. Sie erinnern mich daran, dass wir noch da sind. Dass wir noch überleben. Aber wir sind nicht unversehrt und nicht geheilt. Wir haben es bis hierher geschafft, aber nur körperlich.“

Shurouq, 31, Mitarbeiterin von Save the Children in Gaza, 8. Oktober 2025

 



„Ich ging durch Straßen, die es nicht mehr gibt, Straßen, die meine Kindheit waren.

Jetzt sind sie eine Wildnis aus Stein, Draht und Staub.

Ein Mann stand auf einem Haufen, ein Nachbar.

Er zeigte darauf und sagte: „Es ist hier.“

Ich fragte ihn, wie weit es sei.

Er schaute nach unten.

Und ich verstand: Mein Haus lag unter seinen Füßen.

Ich grub mit meinen Händen. Der Staub brannte. Meine Handflächen bluteten.

Meine Mutter hatte mir gesagt: „Such nach allem, was zu retten ist.“ Und so gehorchte ich ihr wie ein Sohn, der der letzten Stimme gehorcht, die noch daran glaubt, dass Gehorsam einen Sinn hat.

In einem Haus, das meinen Vater einst hundertzwanzigtausend Dollar gekostet hatte, ein Leben voller Arbeit, Hoffnung und Anstand, fand ich zwei Dinge:

ein Messer und einen Polster.“

Dr. Ezzideen Shehab, Arzt in Gaza, 12. Oktober 2025

 

 


„Nur wenige können ihre „Heimat“ wiedererkennen, jene Straßen, in denen sie früher spazieren gingen, oder das örtliche Café stand. Wo einst Farben waren, gibt es nur noch Grautöne. Gaza war schon vor dieser letzten israelischen Offensive bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Wie soll man eine Zerstörung beschreiben, die noch weiter darüber hinausgeht? Wie soll man die Zerstörung der Seele, die Zerrüttung der Psyche, die die Menschen erlitten haben, in Worte fassen? Und es ist noch nicht „vorbei“. Unsicherheit und Angst vermischen sich mit dem täglichen Kampf ums Überleben.

„Ich bin wie betäubt.“

„Ich bin verwirrt.“

„Ich weiß nicht, was ich denken soll oder wie ich denken soll.“

„Ich kann meine Gefühle nicht beschreiben.“

„Was wird als Nächstes passieren? Wird das so bleiben?““

Arwa Damon, ehemalige CNN-Korrespondentin und heute Leiterin der Hilfsorganisation „INARA“, berichtet über die Gespräche mit ihren Mitarbeiter*innen in Gaza, 12. Oktober 2025

 

 


„In den letzten 24 Stunden wurde kein Kind im Schlaf getötet. War das wirklich zuviel verlangt?“

Hanan Habashi, palästinensische Lehrerin und Autorin aus Gaza, am 12. Oktober 2025

 


„Für viele Palästinenser*innen im Gazastreifen bedeutet der Waffenstillstand nicht mehr als diese kleinen Dinge: warme Mahlzeiten, Gas zum Kochen und eine Pause vom Rauch des Brennholzes, der Kopfschmerzen und Augenreizungen verursacht. Diese einfachen Hoffnungen spiegeln die Sehnsucht nach einem normalen Leben wider, nach Bildung, Nahrung und einer ruhigen Nacht.

Andere wiederum empfinden nichts. Sie sagen, es sei zu früh, um über den Waffenstillstand zu urteilen, und dass ihr Leben so zerstört worden sei, dass kaum noch etwas davon zu retten ist. Die Menschen werden von den Gesichtern ihrer unter Trümmern begrabenen Angehörigen heimgesucht und von dem Gedanken, den Winter in abgenutzten Zelten verbringen zu müssen. Die meisten Menschen hier leben derzeit in Zelten und fragen sich, ob Israel wie schon während der letzten Waffenruhe die Einfuhr von Geräten zur Trümmerbeseitigung oder von provisorischen Unterkünften verweigern wird. Die israelische Armee kontrolliert nach wie vor etwa 55 Prozent des Gazastreifens und hindert die Menschen in den Grenzgebieten daran, in ihre Häuser zurückzukehren – oder zu dem, was noch davon übrig ist.“

Hassan Abo Qamar, Schriftsteller in Gaza, in seinem Beitrag „‘It’s over! It’s over!’ they shout, but people here in Gaza still fear what the future may bring” für The Guardian, 9. Oktober 2025



„Klingt gut? Ist aber kein Frieden. Denn selbst wenn der Trump-Plan umgesetzt würde, wäre der Konflikt nicht gelöst. Er ist einseitig, berücksichtig nur die Sicherheitsinteressen Israels, aber nicht die der Palästinenser. Er missachtet völkerrechtliche Prinzipien: Israel darf Gaza, Ost-Jerusalem und das Westjordanland weiter besetzen, letzteres womöglich annektieren. Er schreibt Unrecht fort: Die Bewohner von Gaza leben unter ausländischer Verwaltung und Militärpräsenz. Sie sind nicht selbst- sondern fremdbestimmt. (…) Sobald in Gaza keine Kinder mehr verhungern und die ersten Bagger den Schutt wegräumen, wird die Welt das Interesse verlieren. Die EU wird ihr schlechtes Gewissen mit humanitärer Hilfe beruhigen, Trump, al-Sisi und die Golfaraber werden versuchen, in bzw. mit Gaza Geschäfte zu machen, und Israels Politiker werden die Annexion des Westjordanlands vorantreiben.

Das ist das Ende der Apokalypse, nicht der Anfang von Frieden.“

Kristin Helberg, Journalistin und Politiwkwissenschaftlerin, 11. Oktober 2025

 

 

„Was wir aktuell erleben erscheint mir als der zynischste Mechanismus moderner Macht, den ich je erlebt habe und eine Bankrotterklärung des Konzepts von "Verantwortung": Man muss nur das Maß an Verbrechen, Lüge oder Zerstörung so weit treiben, dass das bloße "Nicht-mehr-Verbrechen" schon als Tugend erscheint. Und dann wird man gefeiert.

Trump und Netanjahu haben die Skalen verschoben, das so genannte Overton-Fenster, und plötzlich wirkt das, was gestern noch als absolut verwerflich galt, heute wie Mäßigung und Friedensakt. Der Brandstifter wird dafür gefeiert, dass er kein Benzin mehr ins Feuer gießt. Es ist wie schwerste moralische Folter, nach der man Fußtritte und Erniedrigungen als Erleichterung empfindet.

Das ist keine politische Entwicklung, das ist eine semantische Katastrophe. Wenn das Aufhören mit Unrecht als moralischer Fortschritt gilt, dann stirbt das Konzept von Verantwortung selbst. Dann ist alles nur noch PR-Management: zuerst moralisch bankrottgehen, dann einen symbolischen Euro zurückzahlen und sich als Retter feiern lassen. Eskalation wird zur PR-Strategie. (…)

Dass ausgerechnet Trump und Netanjahu (und Teile der internationalen Gemeinschaft, die sie gestützt haben) nun als Friedensstifter inszeniert werden, ist nicht nur zynisch, es ist eine Verhöhnung der Opfer.

Hier wird nicht Frieden geschaffen, sondern Verantwortung begraben. Wer jahrelang Eskalation befeuert oder gedeckt hat, verdient keine Lorbeeren, sondern muss sich vor internationaler Justiz verantworten. Stattdessen erleben wir, wie aus Tätern Retter werden und das kollektive Gedächtnis gelöscht wird, bevor die Tinte auf dem Abkommen trocken ist.“

Mirko Lange, politischer Analyst und Gründer von Digital Democracy Movement, 9. Oktober 2025

 

 

„Es gibt einen arabischen Ausdruck, hameeha harameeha – was so viel bedeutet wie „sein Beschützer ist sein Dieb“ –, der mir in den Sinn kommt, wenn diejenigen, die Israel mit Waffen versorgt haben, zusammenkommen, um zu überlegen, wie Frieden in Gaza erreicht werden kann. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich ein Bild von Gaza zeigen, das noch verheerender ist als das, was der Welt bisher gezeigt wurde. Bereits jetzt wird das kolossale Ausmaß dessen deutlich, was wieder aufgebaut werden muss. Die Menschen kehren in ihre Häuser in Gaza-Stadt zurück und finden eine Ödnis vor, die durch Bomben und Bulldozer bis zum Horizont dem Erdboden gleichgemacht wurde. Auf den Bildern aus der Region sieht sogar das Sonnenlicht anders aus, fast wie in einer anderen Welt. Ich konnte mir nicht erklären, warum, bis mir klar wurde, dass es keine Gebäude mehr gibt, die es filterten. Kein Schatten, keine Schatten. Ein Zuhause, in das man zurückkehrt, ist nur ein Grundstück, auf dem man ein weiteres Zelt aufschlagen und auf Hilfe warten kann. Aber dieses Mal mit weniger Risiko, im Schlaf bombardiert zu werden.“

Nesrine Malik, politische Analystin und Autorin, in ihrem Kommentar für The Guardian, 13. Oktober 2025

 

 


„Der 20-Punkte-Plan [von Trump] befasst sich nicht direkt mit Menschenrechtsfragen oder der Rechenschaftspflicht für die schweren Verbrechen, die seit dem 7. Oktober 2023 begangen wurden. Die Regierungen müssen unverzüglich Maßnahmen ergreifen, darunter Waffenembargos, gezielte Sanktionen und die Unterstützung des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), um gemäß ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen Verstöße der Konfliktparteien zu verhindern und zu unterbinden, unabhängig davon, ob der Trump-Plan umgesetzt wird oder nicht. In den zwei Jahren seit dem 7. Oktober 2023 gab es eine schier endlose Reihe von Gräueltaten gegen Zivilist*innen, für die es weder eine Pause noch Gerechtigkeit gab. Regierungen sollten nicht auf die Verabschiedung des Trump-Plans oder eines anderen Plans warten, um Maßnahmen zu ergreifen, die weiteren Schaden für die am stärksten gefährdeten Menschen verhindern.“

Statement von Human Rights Watch, 6. Oktober 2025

 



„Wir dürfen nicht naiv sein. Aber sicher ist: Eine lange Nacht geht zu Ende. Wir sehen die ersten Lichtstrahlen der Morgendämmerung - was nicht bedeutet, dass es schon Tag ist. Es ist ein richtiger Anfang, etwas, das Hoffnung gibt. Der Weg ist lang, die Hindernisse werden zahlreich sein - aber es ist jetzt auch an der Zeit, sich über diesen Moment zu freuen, der eindeutig positiv ist. Die Menschen haben alles verloren. Wenn der Krieg endet – falls der Krieg endet –, dann wird man die Realität erst wirklich erfassen können. Es geht um Menschen, die alles verloren haben: ihr Zuhause, ihre Arbeit, ihre Perspektiven. (…) Ich glaube, einige werden weg gehen, andere werden sich entscheiden zu bleiben. Wir werden – wie immer – da sein: Wir planen bereits ein Krankenhaus und eine Schule.“

Kardinal Pierbattista Pizzaballa, lateinischer Patriarch von Jerusalem, im Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“, 10.10.2025




Man stelle sich vor, man sei zufällig in Gaza geboren, man hat sein Zuhause und seine halbe Familie verloren und man hört Trump zu, der in seiner Rede in der Knesset der israelischen Armee zuruft: „Good job!““

Karim El-Gawhary, deutsch-ägyptischer Journalist, 13. Oktober 2025

 

 

 

„Es ist absurd, dass alle israelischen Häftlinge als „Geiseln“ bezeichnet werden, selbst wenn es sich um aktive Soldaten handelt, die in einer Militärbasis gefangen genommen wurden, und dass alle palästinensischen Häftlinge als „Gefangene“ bezeichnet werden, selbst wenn es sich um Kinder handelt, die ohne jegliche Gerichtsverhandlung inhaftiert wurden.

Es ist absurd, dass 20 israelische Gefangene mehr Aufmerksamkeit erhalten als 1 700 palästinensische Gefangene.

Es gibt keine rechtliche Grundlage für diese Unterscheidungen – die einzige Grundlage ist Rassismus. Geiseln sind Gefangene, die wir mögen; Gefangene sind Geiseln, die wir nicht mögen.“

Nathaniel Flakin, Historiker und Journalist in Berlin, 13. Oktober 2025


 

 

„1700 der freigelassenen Palästinenser*innen wurden ohne Anklage festgehalten, darunter Frauen und Kinder, als Verhandlungsmasse. Das ist die Definition einer Geisel, aber sie werden immer noch als „Gefangene” bezeichnet. Der Unterschied in der Sprache ist beabsichtigt, um das Dasein der Palästinenser*innen als Opfer zu vertuschen.“

Assal Rad, Historikerin, Autorin und Politologin, am 13. Oktober 2025

 



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